2020 - Halbjahresbericht

Coronakrise ist das weltumspannende Thema des Jahres 2020. Auch die Unterkarpaten sind davon nicht verschont geblieben.
Die Menschen dort haben große Angst angesichts der schlechten medizinischen Verhältnisse im Land. Und wie viele der unsichtbaren Bedrohungen werden tausende Gastarbeiter aus den Ländern Europas mit nach Hause gebracht haben? Hals über Kopf mussten sie, oftmals ohne die noch ausstehenden Löhne, die Reise in die Heimat antreten.
 
Ähnlich wie in Deutschland wurden in den Unterkarpaten Schulen und Einrichtungen (wie auch der Behindertenarbeit) geschlossen, nur Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und ähnlich wichtige Läden haben geöffnet. Versammlungen einschließlich aller kirchlichen Zusammenkünfte sind untersagt oder unterliegen starken Einschränkungen. Auch gibt es ein strenges Kontaktverbot. Die Grenzen sind im Prinzip geschlossen. Alle, die jetzt noch aus dem Ausland zurückkommen, müssen zwei Wochen in Quarantäne.

Die Kirchgemeinden versuchen je nach Möglichkeit, eigene Gottesdienste im Internet anzubieten oder empfehlen die Übertragungen aus Ungarn. In Beregszász gab es schon zweimal einen Auto-Gottesdienst, ähnlich den Auto-Kinos bei uns.
 
Die langfristigen Auswirkungen für die Menschen sind noch nicht abzuschätzen. Wie ich hörte, konnten gerade zur Frühjahrsbestellung viele nicht auf ihre oftmals außerhalb der Dörfer gelegenen Felder gelangen. Dafür besprüht die Feuerwehr auf staatliche Anweisung Straßen, Wege und Plätze großflächig mit Desinfektionsmitteln. Das Hamburger Umweltinstitut warnt dagegen vor großzügigem Desinfektionsmittelgebrauch. Die meist enthaltenen Inhaltsstoffe seien krebserregend, allergieauslösend und lungenschädigend. Um Coronaviren zu entfernen, reiche meist Seife.

Die nachstehenden Aussagen basieren auf Angaben der „Ukraine-Analysen“ der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen (Stand 03.05.20).

Das in der Südwestukraine gelegene Gebiet Unterkarpaten gilt als ukrainisches Tor nach Westen, durch das massenhaft Ukrainer aus den bereits vom Virus betroffenen Ländern Europas in die Heimat zurückkehrten. Deshalb waren die Befürchtungen einer raschen Ausbreitung von Covid-19 in der Region besonders groß.
Objektiv betrachtet hätte die Region mit ihren vielen Grenzarbeitern zum Epizentrum der Verbreitung des Virus im ganzen Land werden müssen. Wie durch ein Wunder spielen sich derzeit in der Ukraine aber keine Schreckensszenarien ab.

Offiziell wurden in der Ukraine am 12. März die ersten Quarantänemaßnahmen verhängt, in deren Zuge auch die Grenzen zu den Nachbarländern der Unterkarpaten geschlossen wurden. Am 23. März kam es zur ersten offiziell bestätigten Coronavirusinfektion in diesem Gebiet.

Ungarn kündigte in einem Telefonat zwischen den beiden Außenministern die Lieferung von 100.000 Masken und 30.000 Paar Handschuhen zur Verteilung in den Krankenhäusern der Unterkarpaten an.

Vergleich der Infektionszahlen

Unterkarpaten

1.147 
Corona-Infektionen / 27 Personen sind gestorben

Sachsen

5.276
Corona-Infektionen (Unterkarpaten ca. ¾ so groß wie Sachsen)

Ukraine

22.811
Corona-Infektionen

Deutschland

180.458
Corona-Infektionen

Stand 29.05.2020

Unsere Hilfe wird immer gebraucht, aber in der aktuellen Corona-Situation erst recht.

Diese Krise stürzt die Menschen wieder tiefer in die Armut. Wir werden nach unseren Möglichkeiten weiter helfen und danken Ihnen, wenn Sie uns dabei unterstützen.

Hilfstransporte usw. 

Mitte Februar konnte noch ein Transport mit Hilfsgütern auf die Reise gehen, bevor Corona allen weiteren Aktivitäten einen Riegel vorschob. Auch meine für April geplante Reise musste leider ausfallen.
Sehr dankbar sind wir, dass wir unsere alljährliche Mitgliederversammlung noch kurz vor der Kontaktsperre in Sachsen durchführen konnten.

Projekte und Unterstützungen

Bei dem Haus, das als Unterkunft für Familien in Krisensituationen vorgesehen ist, geht der Ausbau Schritt für Schritt weiter. In der zurückliegenden Zeit wurden von zwei Seiten Dachrinnen angebracht, neue Türen und Fenster eingebaut und ein Anbau erhielt ein neues Dach.
Spenden für dieses Projekt bitte mit dem Kennwort: Haus

Voraussichtlich in den nächsten Tagen werden wir einige gebrauchte Funkmeldeempfänger (allgemein als Piepser bekannt) für die Feuerwehr in Vári erhalten, die dann bei nächster Gelegenheit ihre Reise in die Unterkarpaten antreten. Immer wieder werden die Kameraden zu Einsätzen auch in umliegende Dörfer gerufen oder – wie beispielsweise Ende April, um Sturmschäden am Kirchendach in Vári und umgestürzte Bäume an der Brücke über den Fluss Borzsa zu beseitigen.

Feuer in Keresztúr am 19.04.2020
Umgestürzte Bäume an der Borzsa-Brücke
Sturmschaden am Kirchendach in Vári

Wir möchten die Feuerwehr in Vári auch weiterhin nach Möglichkeit unterstützen und erbitten dafür Ihre Hilfe mit dem Kennwort: Feuerwehr

Wie bereits oben angedeutet musste auch das Rehabilitationszentrum „Vergissmeinnicht“ für behinderte Kinder in Vári wegen Corona geschlossen werden, die Bauarbeiten gehen jedoch weiter. Durch die Mitarbeiter wurden und werden kleine Renovierungsarbeiten durchgeführt, denn im Laufe der Jahre gibt es doch an manchen Stellen kleinere Schäden. Im Obergeschoss wird der Ausbau fortgesetzt. Ein paar Dachfenster sind noch nötig und die Zimmer müssen gemalt werden. Die Türen wurden eingebaut und der Fußboden liegt zum Verlegen bereit. Auch der Fahrstuhl wurde inzwischen installiert, ist aber noch nicht in Betrieb.
Aus dem Bereich „Eigenversorgung“ gibt es zu berichten, dass die Apfelbäume die letzten Fröste nur mit kleineren Schäden überstanden haben. Weiterhin gibt es wieder 30 junge Gänse.

Für die Kinder, die eine individuelle Behandlung bekommen haben, erhalten die Eltern nach Möglichkeit über das Internet Anleitung für Übungen, die sie zuhause durchführen können.
Spenden für die Arbeit des Rehabilitationszentrums „Vergissmeinnicht“ bitte mit dem Kennwort: Behinderte

Um eine andere Art von Behinderung geht es bei einem 20jährigen jungen Mann. Er leidet an Retinitis pigmentosa, einem offenbar vererbten Augenleiden, bei dem das Sichtfeld immer kleiner wird, bis es schließlich zu Erblindung führt. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, auch wenn dazu intensiv geforscht wird. Wir haben mit mehreren Ärzten darüber gesprochen, auch wie man den jungen Mann eventuell durch verschiedene Hilfsmittel unterstützen kann. Dazu sind Abstimmungen mit Blindenorganisationen und weitere Untersuchungen in Ungarn nötig, die derzeit wegen Corona und den Grenzschließungen leider nicht möglich sind.  
 
Auch wenn wir im ersten Halbjahr bei unseren Hilfen durch die Krise „ausgebremst“ wurden, so freuen wir uns über alle Spenden, die uns erreicht haben. Herzlichen Dank dafür! Sobald Reisen wieder durchführbar sind wird unsere Unterstützung weitergehen.
 
Wenn es wieder möglich ist, kommen wir gern auch in Ihre Gemeinde zu einem Vortrag über die Unterkarpaten und seine Menschen, das Leben der Christen dort und unsere Arbeit, und berichten auch über die aktuelle Lage. Entsprechende Anfragen richten Sie bitte an den Geschäftsführer.

Für heute grüßen wir Sie herzlich aus Lengenfeld und wünschen Ihnen trotz aller Einschränkungen eine schöne und erholsame Sommerzeit. Bleiben Sie Gott befohlen und bleiben Sie gesund!