2013 – Jahresbericht

In der Fußgängerzone von Beregszász steht ein grandioses Bauwerk, das ehemalige Ungarische Königliche Landgericht. Es wurde 1908 nach den Plänen von Ferenc Jablonszky erbaut, war nach dem Krieg Kaserne und später eine Fabrik. 2002 erhielt es die ungarische Pädagogische Hochschule der Unterkarpaten. Seit November 2013 erstrahlt es wieder im „alten“ Glanz, komplett finanziert aus Ungarn.

Was lässt sich ein Staat bzw. seine Regierung nicht alles einfallen, um an das Geld seiner, überwiegend armen, Einwohner zu kommen. Zum Beispiel eine „Luxussteuer“ auf Wohnraum. Die bezahlt, wer im Dorf über 250 m² und in der Stadt über 150 m² sein eigen nennt. Die Kirchen aber werden wie Betriebe/ Wirtschaft behandelt und müssen diese Steuer ab dem ersten m² bezahlen. Darunter fallen auch alle Pfarrhäuser, Gemeindesäle, Einrichtungen der Diakonie usw..
Seit einiger Zeit ist es Vorschrift, dass bei jedem Verstorbenen erst die Polizei kommen und amtlich feststellen muss, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist. Natürlich gegen Gebühr!
Über die katastrophal schlechten Straßen hatte ich Ihnen ja bereits im Halbjahresbericht geschrieben. Obwohl in der Ukraine jeder über den Kraftstoffpreis eine Steuer oder Gebühr für die Instandhaltung der Straßen bezahlt, passiert ist im Grunde nichts. Diese Abgabe zahlen nicht nur Einheimische, auch Besucher und Tank-Touristen aus dem Ausland, also jeder, der in der Ukraine Benzin oder Diesel kauft. Vereinzelt haben sich die Menschen nicht damit abgefunden, dass der Staat seine Aufgaben nicht erfüllt. So haben sich die Autobesitzer eines Dorfes zusammengetan, auf eigene Kosten Bitumen gekauft und selbst die Löcher in der Straße geflickt. Das Ausleihen einer Dampfwalze bei dem staatlicherseits für die Straßenreparaturen eigentlich zuständigen Betrieb kostete selbstverständlich wieder.

Diese drei Beispiele sollen genügen. Zeigen sie doch ein wenig von dem, was die Menschen vor Ort beschäftigt und mit welchen Dingen sie sich „herumschlagen“ müssen.
Es ist schon merkwürdig, wie ein Land nach den Ausgaben für die Fußball-Europameisterschaft im Jahre 2012 von geschätzten 11,5 Milliarden Euro sich schon wieder um die Olympischen Winterspiele 2022 in Lemberg bewirbt.

Für die Menschen in den Unterkarpaten heißt das, jeden Tag aufs Neue zu sehen, wie sie oft im wahrsten Sinne des Wortes überleben können.

Lassen Sie mich nun davon berichten, wie wir als Hilfsverein immer wieder kleine Zeichen der Hoffnung setzen, dringende, oftmals überaus wirkungsvolle, aber auch unerwartete Hilfe bringen und damit ein Leuchten in die vom Alltag gezeichneten Gesichter zaubern.

Hilfstransporte

In diesem Tagen startet die sechste Hilfssendung dieses Jahres in die Unterkarpaten. Dabei wurden u. A. eine Krankentrage, ein EKG-Gerät und – wie so oft – Erwachsenen-Windeln transportiert.

Weihnachtspäckchenaktion

Gott sei Dank – wir werden auch 2013 wieder fast 5000 Kinder in den Unterkarpaten mit einem wunderschönen Weihnachtsgeschenk überraschen können. Wir staunen voller Dankbarkeit über die stetig wachsende Zahl von großen und kleinen „Helfern“. Ja, es bewahrheitet sich immer wieder: Freude, die man anderen macht, kehrt oft ins eigene Herz zurück! Und einen Menschen beschenken heißt, seine Augen zum Leuchten bringen.
Herzlichen Dank allen, die für diese Aktion spenden und beten.

Projekte und Unterstützungen

Ukraine – ein Land ohne Waisenkinder?!

Es ist politisches Ziel der Ukraine, das Land zum Land ohne Waisenkinder und damit auch ohne Waisenhäuser zu machen. Deshalb werden als erster Schritt die Kinderheime mit Kindern bis zum Schulalter geschlossen. Das betrifft auch das Kinderheim im Dorf Bene. Vor einigen Jahren haben wir bei einer Informationsreise für Mitglieder und Freunde des Vereins dieses Kinderheim besucht. Der Betrieb dort endet am 16.12.2013. Auch in Bene sind fast ausschließlich Vorschulkinder untergebracht. Die wenigen Ausnahmen betreffen Kinder, die an irgendwelchen Krankheiten leiden und Kinder, die in der Schule Schwierigkeiten haben. Die Kinder aus Bene wurden und werden in ”alle Winde” zerstreut. Sie kommen auch ins Ausland, Italien und andere Länder, selbst bis in die USA. Verschiedene Mitarbeiter des Kinderheims versuchen nun, ein paar wenige Kinder zu adoptieren. So auch Familie Gyurkó. Sie hat neben ihren eigenen drei Kindern die siebenjährige Alexandra bei sich aufgenommen. Das Adoptionsverfahren ist im Gange. Dabei prüfen die ukrainischen Behörden das familiäre Umfeld sehr genau, u. A. auch die Wohnverhältnisse. Deshalb muss Familie Gyurkó ihr Haus erweitern, um die geforderte Wohnfläche nachzuweisen. Die Kommission hat ihnen ein halbes Jahr Zeit gegeben. Der Hilfsverein Unterkarpaten hat Familie Gyurkó für den Kauf des Baumaterials finanziell unterstützt. Die Arbeiten werden in Eigenleistung erledigt.

Beim Besuch von Vorstandsmitgliedern im November erlebten wir Alexandra als fröhliches, aufgewecktes kleines Mädchen. Sie freut sich, dass sie bei der Familie ein neues Zuhause gefunden hat.

Mutter Gyurkó mit ihren zwei Töchtern (der Sohn ist nicht auf dem Foto) und Alexandra vorn in der Mitte
József besucht jetzt die 5. Klasse. Ab diesem Schuljahr geht es zum Unterricht nun in den 2. Stock. József schafft das mittels Handlauf ganz souverän. Auch Deutschunterricht hat er seit September. Da es im August mit der Behandlung in Truskavec nicht geklappt hat (siehe Halbjahresbericht), fährt die Familie seitdem zur Therapie mit József ins nahe Ungarn. Über den Winter will man sehen, welche Ergebnisse die Behandlung dort bringt. Auch Reittherapie gehört dazu und neuerdings Bogenschießen. Diese Sportart fördert die Stabilität beim Stehen und das Zusammenspiel der Muskeln. Zudem muss er auch den verschossenen Pfeil zurückholen.

Spenden für die Finanzierung seiner weiteren Behandlungen bitte mit dem Hinweis: Josef

Das Behindertenzentrum „Alte Mühle“ in Vári hat deutlich sichtbare Fortschritte gemacht. Die Arbeiten im unmittelbaren Außenbereich sind fast fertig. Auch beim Ausbau der Behandlungsräume, sanitären Einrichtungen, der Räume für Technik und der Gästezimmer geht es vorwärts. Größere Arbeiten sind vor allem noch rings um das Becken für Unterwasserbehandlung nötig. Probleme gibt es auch mit verschiedenen Handwerksleistungen. Der Heizungsmonteur kam anstatt der zugesagten Woche nur einen Vormittag, die Elektrikerbrigade noch gar nicht. So haben die Verantwortlichen ständig mit anderen Unwegsamkeiten zu kämpfen. Erfreulicherweise hat das schöne Wetter bis weit in den November sich positiv auf den Baufortschritt im Außenbereich ausgewirkt. Die Grundstücksfrage ist immer noch nicht geklärt. Zum x-ten Mal wurden Papiere von allen möglichen Behörden beschafft. Neben zeit- auch nerven- und geldaufwendig. Und die gerichtliche Androhung von 5000 Euro Strafe wegen Bauens ohne Baugenehmigung ist auch noch aktuell. Für den Bau werden auch weiterhin Spenden gebraucht. Bis zur restlosen Fertigstellung ist es noch ein langer Weg.

Überweisungen für dieses wichtige Projekt bitte mit dem Kennwort: Behinderte

Das Rehabilitationszentrum für behinderte Kinder wird einmal „Vergissmeinnicht“ heißen.
Das zukünftige Logo der „Alten Mühle“.

Probleme gibt es auch bei der Erneuerung des Kirchendaches in Vári. Etwa 80 % der Arbeiten sind auch hier bereits erledigt, die meisten in Eigenleistung. Zur Fertigstellung fehlt noch das Blech für die Dacheindeckung. Es wurde bei einer polnischen Firma gekauft und bisher noch nicht geliefert. Am Telefon hat man versichert, dass der Lieferengpass behoben sei und das Material demnächst komme.

Der aus einer sehr armen Familie in Vári stammende Dániel Kiss studiert seit drei Jahren in Ungvár Saxophon. Dank großzügiger Spenden kann er sein Studium bisher finanzieren. Das Geld für das letzte Studienjahr haben wir ihm jetzt übergeben. Einen Teil davon soll die Familie für den Kauf von Feuerholz für den bevorstehenden Winter verwenden. Große Augen und ein Nicht-Fassen-Können im Gesicht, das war Dániels Reaktion, als Pfarrer Sándor Zán ihm den Gegenwert unserer Euro in ukrainischer Währung sagte. Als er wieder draußen vor der Tür war, hat er das Geld nochmal gezählt. Gerade so, als könne er es noch immer nicht glauben, was da gerade passiert war.

Manches könnte hier noch angeführt werden.

Zum Beispiel Noemi Cserepes aus Bene. Das Mädchen leidet an Epilepsie und musste ein anderes Medikament erhalten. Auf Bitten der dortigen Kirchgemeinde haben wir die Kosten dafür und auch die Beschaffung des Präparates übernommen.
All das ist nur möglich, weil Sie uns die nötigen Mittel zum Weitergeben anvertrauen. Herzlichen Dank dafür!

Lassen Sie mich an dieser Stelle noch auf eine Aktion eines anderen Vereines hinweisen. Das Gustav-Adolf-Werk e. V. in Leipzig unterstützt evangelische Minderheiten in aller Welt. Dabei wird u. A. in jedem Jahr unter den Konfirmanden in Deutschland eine sogenannte Konfirmandengabe gesammelt. Im kommenden Jahr ist diese zur Hälfte für die Sommercamps von Jugendlichen der Reformierten Kirche in Transkarpatien (= Unterkarpaten) bestimmt. Es wäre schön, wenn Sie die Pfarrer in Ihrem Ort auf dieses besondere Projekt hinweisen würden.

Ganz herzlichen Dank für alle Ihre Unterstützung, für Ihr Interesse, Ihre Mitarbeit und Engagement, für Ihre Gebete und Ihre Spenden in diesem zu Ende gehenden Jahr 2013.

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Wir dürfen dadurch ein großes Maß an Dankbarkeit und Liebe weitergeben und den Menschen in den Unterkarpaten immer wieder kleine und große Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit schenken.
Herzlichen Dank, dass Sie uns so treu verbunden sind. Wir staunen darüber, dass Gott immer wieder Menschenherzen bewegt und zum Helfen bereit macht.
Besonders dankbar sind wir für alle Bewahrung auf den Reisen.

Auch im neuen Jahr 2014 brauchen wir Sie und Ihre Hilfe und bitten sehr herzlich um Ihre Unterstützung. Es wäre schön, wenn die notleidenden Menschen in den Unterkarpaten Ihnen weiterhin Herzenssache sind.
Und bitte machen Sie die Arbeit und Projekte des Hilfsvereins Unterkarpaten auch unter Ihren Verwandten, in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis, bei Ihren Arbeitskollegen und Mitschülern sowie in Gemeindekreisen und Vereinen bekannt. Wir freuen uns auf Ihre Ideen und Aktivitäten.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Adventszeit, ein frohmachendes Weihnachtsfest sowie Gottes Segen für das neue Jahr!