2013 – Halbjahresbericht
Wir sind mitten im Sommer und die erste Hälfte des Jahres ist schon wieder vorbei. In den letzten Wochen hat wieder ein „Jahrhundert-Hochwasser“ innerhalb weniger Jahre viele Menschen in Sachsen, Bayern und anderen Bundesländern entlang der Elbe, Donau und ihrer Nebenflüsse schwer getroffen.
Die Unterkarpaten sind von den Wassermassen verschont geblieben. Doch es gibt wieder einiges an Neuigkeiten von unseren Hilfen und Projekten zu berichten.
Situation vor Ort
Auch die Unterkarpaten hatten für dortige Verhältnisse einen langen Winter mit weitreichenden Folgen vor allem für den Straßenzustand. Ich kann mich eigentlich in den 15 Jahren meiner Reisen in die Ukraine nicht an ähnlich schlechte Straßen erinnern, wie ich sie Anfang Mai vorgefunden habe. So brauchte man beispielsweise für die etwa 20 km von Vári in die Kreisstadt Beregszász (zur Hälfte Hauptstrasse!) mindestens eine halbe Stunde. Straßen weitab der Hauptverbindungswege glichen im wahrsten Sinne des Wortes oftmals einem Acker. Neben den dadurch stark erhöhten Reparaturkosten bedeutet das natürlich auch einen deutlich höheren Spritverbrauch bei den ohnehin enormen Preisen (Diesel kostet rund 1 Euro pro Liter, bei Durchschnittseinkommen von 100 Euro pro Monat). Übrigens besagt eine Studie, dass ganze zwei (!) Prozent aller ukrainischen Straßen europäischen Standards entsprechen.
(Quelle: www.ukraine-nachrichten.de)
Hilfstransporte
Drei Transporte mit Hilfsgütern wurden im ersten Halbjahr durchgeführt und dabei u. A. verschiedenes Sanitätsmaterial für das Krankenauto in Dercen (s. unten), Matratzen für die Gästezimmer im zukünftigen Rehabilitationszentrum „Alte Mühle“ und der im Vogtland reparierte Elektro-Rollstuhl eines behinderten Mannes aus Vári transportiert.
Auf der Rückfahrt aus Deutschland hatten Bischof Sándor Zán und Pfarrer Péter Szeghljánik mit ihrem Transporter nach der österreichisch-ungarischen Grenze einen Unfall. Bei winterlichen Straßenverhältnissen (in Ungarn wird auch auf den Autobahnen bei weitem nicht so geräumt wie in Österreich oder Deutschland) scherte plötzlich ein LKW vor ihnen aus. Trotz Vollbremsung ließ sich ein Auffahren nicht verhindern. Der LKW-Fahrer verließ den Unfallort. Gott sei Dank hielt sich der Schaden in Grenzen, gesundheitlich wie auch am Fahrzeug. Sándor Zán blieb unverletzt, Péter Szeghljánik erlitt Verletzungen am Knie. Das wurde in der Ukraine eingegipst, aber der Gips nach Konsultation bei ungarischen Ärzten wieder entfernt und eine andere Behandlung eingeleitet. Inzwischen kann er das Bein wieder belasten und richtig laufen. Nur bevorstehende Wetterwechsel machen sich durch Schmerzen bemerkbar. Beim Transporter hat der Motor die Wucht des Aufpralls abgefangen, sodass die Reparaturkosten im Rahmen blieben. Die Schäden an den geladenen Hilfsgütern waren gering. Auch die Männer vom Abschleppdienst bestätigten, dass es der Unfall mit den geringsten Folgen in dieser Nacht gewesen sei.
Projekte und Unterstützungen
Für das Behindertenzentrum „Alte Mühle“ in Vári gibt es gute und schlechte Nachrichten. Sehr erfreulich ist, dass das Gebäude inzwischen vollständig bezahlt werden konnte. Probleme gibt es beim Ausbau. Einerseits verzögerten sich die Arbeiten durch den langen Winter. Andererseits drohte beim Weiterbau eine Strafe von 5.000 Euro, da die entsprechenden Unterlagen und Genehmigungen noch nicht vorlagen. Die Baugenehmigungen waren wiederum abhängig von der Grundstücksfrage. Nachdem alle einzelnen Unterlagen von Dorf, Kreis und Rajon (vergleichbar einem Bundesland) nach Kiew eingereicht waren, kam dort die ganze Sache ins Stocken. Denn einmal bestimmte das ukrainische Parlament Behörde X mit der Bearbeitung der Grundstücksfragen, das andere Mal Behörde Y. Alles, was Behörde X schon bearbeitet hatte, war ungültig. So ging die Prozedur von Neuem los, denn die Unterlagen von Dorf, Kreis und Rajon waren nur zeitlich befristet gültig. Im Grunde hat die Ukraine in dieser Frage erfreuliche Gesetze geschaffen, aber die Umsetzung hat den Weg bis ins letzte Dorf „noch nicht gefunden“. Die Verantwortlichen hoffen täglich auf den positiven Bescheid und damit „grünes Licht“ für den Weiterbau. Allerdings werden auch dazu weitere finanzielle Mittel gebraucht.
Überweisungen für dieses wichtige Projekt bitte mit dem Kennwort: Behinderte
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Auch die Familie des behinderten József muss mit einem schlimmen Ereignis fertigwerden. Im Januar waren die Eltern mit József bei einem Orthopädie-Schuhmacher in der knapp 50 km entfernten Stadt Munkács. Durch Blitzeis verursachten sie einen Unfall. Mit ihrem etwa 30 Jahre alten PKW Lada rutschten sie in den Gegenverkehr. Auch bei diesem Unfall gab es Gott sei Dank außer ein paar Blessuren keine größeren Verletzungen. Aber der Lada ist nicht mehr zu reparieren. Das größte Problem ist aber das Fahrzeug des anderen Unfallbeteiligten, ein großer Geländewagen eines russischen Ehepaares, das gerade auf Urlaub in den Unterkarpaten war. Der Schaden an diesem Auto lag bei rund 25.000 Euro. Die ukrainische Haftpflichtversicherung zahlt aber nur bis maximal 5.000 Euro aus, so dass die Familie auf 20.000 Euro Schaden „sitzen bleibt“. Bis jetzt gibt es keine Forderungen des russischen Ehepaares an Familie Gáti, die aber immer noch mit der Ungewissheit leben muss.
József war im April wieder zur Behandlung in Truskavec. Vorgesehen ist eine weitere Behandlung im August. Die ist aber nur möglich, wenn jemand ausfällt, denn eigentlich ist die Klinik in Truskavec für dieses Jahr schon ausgebucht. Jetzt sucht die Familie nach alternativen Therapie-Möglichkeiten in Ungarn.
Spenden für die Finanzierung seiner weiteren Behandlungen bitte mit dem Hinweis: Josef
Die Feuerwehr der reformierten Kirchgemeinde in Dercen hat ein weiteres Feuerwehr-Löschfahrzeug, einen gebrauchten W 50 aus DDR-Produktion, in Dienst gestellt. Auch ein allradgetriebenes Krankenauto aus Ungarn konnten wir durch eine Spende finanzieren. Um es wirklich nutzen zu können, bedarf es aber noch einiger „Arbeit“. Zuerst musste das Fahrzeug zwecks größerer Reparaturen in eine Werkstatt. Und weiterhin ist das Auto leer, verfügt also über keinerlei Geräte und Materialien. Dank des hiesigen DRK-Ortsvereines konnten wir auch hier erste, kleine Hilfen geben. Für die Erste-Hilfe-Ausbildung der Feuerwehrleute wird eine Übungspuppe für Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzdruckmassage benötigt. Die bisher dafür genutzte Puppe war nur eine Leihgabe und musste jetzt zurückgegeben werden. Aktuell war ein Teil der Feuerwehrmannschaft aus Dercen mit Technik beim Hochwassereinsatz in Ungarn. Hochgelobt wurde die Pumpe aus Lengenfeld. Sie habe eine super Leistung und war eine wirklich große Hilfe für die Männer beim Kampf gegen die Fluten der Donau.
Spenden für diese Arbeit bitte mit dem Kennwort: Feuerwehr
Viele Unterstützungen, große und kleine Hilfen sind noch zu nennen. Da ist der behinderte Mann aus Vári, der sich riesig freut, seinen Elektro-Rollstuhl nach der Reparatur hier bei uns wieder nutzen zu können (s. Hilfstransporte). Oder das Mädchen aus Bene, deren Medikament gegen epileptische Anfälle durch ein anderes ersetzt werden muss. Dieses neue Medikament ist nicht nur teurer, es ist auch in der Ukraine nicht erhältlich. Auch in diesem Fall konnten wir helfen.
Das Dach der Kirche in Vári muss erneuert werden. Probleme macht nicht die Bedeckung, sondern der Unterbau des Daches ist kaputt. Drei unabhängige Kostenschätzungen gehen von mindestens 50.000 Euro aus. Die Gemeinde ist bereits dabei, Geld zu sammeln. Dabei nutzt sie auch außergewöhnliche Methoden. So wurde ein fahrbares Kirchenmodell gebaut, sozusagen eine „Sparbüchse auf Rädern“, in die die Einwohner von Vári Spenden stecken können.
Die „Kirche auf Rädern“ ist noch nicht ganz fertig.
Für heute grüßen wir Sie herzlich aus Lengenfeld und wünschen Ihnen eine schöne und erholsame Sommerzeit. Bleiben Sie Gott befohlen!