Halbjahresbericht 2012
Vielleicht sind Sie schon auf Reisen oder werden demnächst in den Urlaub starten. Oder Sie verbringen den Sommer zuhause, mit Ausflügen in die Umgebung, Baden oder im eigenen Garten.
Wir möchten Sie gerne wieder über Neuigkeiten aus unserer Arbeit, über Hilfen und Projekte und die Lage in den Unterkarpaten informieren.
Situation vor Ort
Es ist schon eigenartig, wenn sich ein Land einerseits die Fußball-Europameisterschaft geschätzte 11,5 Milliarden Euro kosten lässt (lt. Angaben der größten Tageszeitung in Westsachsen „Freie Presse“), andererseits wie bereits berichtet aus Geldmangel den Bereitschaftsdienst im medizinischen Bereich und bei der Feuerwehr deutlich reduziert hat.
Im Vorfeld der Fußball-EM erhitzten sich die Gemüter erneut am Fall „Timoschenko“. Bei allem Für und Wider dämmerte aber langsam den Medien in Deutschland, dass es sich wohl bei ihr um eine – wenn auch prominente – Kriminelle handelt. Aus ihrem Umfeld wurde ja mehrfach betont, Julia Timoschenko habe kein Vertrauen in die ukrainischen Krankenhäuser und ihre Ärzte, weil man sich da Hepatitis holen könne. Das ist richtig. Denn Hepatitis macht keinen Unterschied zwischen prominenter Politikerin, „kleinem“ Bauern oder Jungen aus dem Dorf Halábor in den Unterkarpaten. Nur mit dem einen Unterschied, dass die vielen Menschen in der Ukraine Hepatitis ungefragt aus dem Krankenhaus mit nach Hause nehmen und nichts dagegen tun können. Frau Timoschenko jedoch war Ministerpräsidentin und zumindest in dieser Zeit hätte sie etwas dagegen unternehmen können. Aber da war sie wohl nicht auf ukrainische Krankenhäuser angewiesen.
Persönliches
Pfarrer Péter Szeghljánik und seine Frau Kata freuen sich über die Geburt ihres dritten Kindes am 9. Mai 2012, zu der wir herzlich gratulieren. Nach den beiden Jungs Péter und Gergö ist nun Johanna das erste Mädchen in der Familie.
Hilfstransporte
In diesen Tagen startet der zweite Hilfstransport in diesem Jahr, der u. A. Fahrräder, zwei Fenster, Erwachsenen-Windeln, Brillen und Bekleidung in die Unterkarpaten bringt.
Informationsreise
Nach fünf Jahren fand im Mai erneut eine Informations- und Studienreise in die Unterkarpaten statt. Die Teilnehmer konnten einerseits ihre Eindrücke von damals vertiefen, oder aber auch die Unterkarpaten und ihre Menschen zum ersten Mal „live“ erleben.
Ein Teil der Gruppe vor dem Obelisk am Mittelpunkt Europas / Theiss am Mittelpunkt Europas
Beeindruckend für die Reiseteilnehmer war neben der überaus herzlichen Gastfreundschaft die herrliche Natur. Ein Ausflug führte uns u. A. zum Mittelpunkt Europas (zur Zeit der Habsburger Monarchie 1887 beim Bau einer Eisenbahnlinie vom k. u. k.-militärgeographischen Institut festgestellt und von Wiener Wissenschaftlern bestätigt) und ins Narzissental. Auf einer Fläche von ca. 100 ha wächst hier der größte europäische Bestand von Stern-Narzissen in Tieflagen von 180-200 m ü.d.M.. Normalerweise sind diese Blumen in Höhenlagen ab 1000 m ü.d.M. zuhause. Das Narzissental ist Teil des Karpaten-Biosphärenreservats.
Interessant waren vor allem aber auch die Programmpunkte, die mit Projekten und der Arbeit des Hilfsvereins zu tun haben. So besichtigten wir neben der kurz vor seiner Fertigstellung stehenden Tagespflegeeinrichtung für behinderte Jungs in Hetyen auch die geplante Arztpraxis in Csonkapapi.
In Dercen wurden wir herzlich von Pfarrer Miklós Zsukovszky begrüßt, der uns ausführlich über die Reformierte Feuerwehr und die örtliche diakonische Arbeit informierte. Wir hatten sogar die Möglichkeit dabei zu sein, wie zwei armen, alten Mütterchen das Essen aus der Armenküche gebracht wurde.
Einer der Höhepunkte der Reise war sicherlich ein Zusammentreffen mit unseren Partnern vor Ort und verschiedenen Empfängern von Spenden und Unterstützungen. Neben einem gemeinsamen Abendessen wurden die einzelnen Personen bzw. Familien durch Pfarrer Sándor Zán vorgestellt und kamen auch selbst zu Wort. In teils bewegenden Worten schilderten sie ihre Situation und bedankten sich beim Hilfsverein für die wirkungsvolle Hilfe. Neben einigen Familien mit behinderten Kindern, unter ihnen auch József mit seinen Eltern, konnten die Teilnehmer auch den Jungen aus Halábor kennenlernen, der an Hepatitis erkrankt ist. Für Abwechslung sorgte die Musikgruppe des Jugendverbandes KRISZ. Pfarrer Attila Balogh schilderte seine Erfahrungen und Erlebnisse mit unserer Weihnachtspäckchenaktion und mit welch großer Freude die Kinder immer wieder neu diese Geschenke in Empfang nehmen.
Treffen mit Partnern und Spendenempfängern / KRISZ-Musikgruppe mit „kleiner“ Verstärkung
Auch die Besichtigung der Räumlichkeiten für die Arbeit mit behinderten Kindern war für alle sehr interessant. Sehr deutlich wurde uns, wie beengt die gesamte Arbeit mit inzwischen 32 Kindern, ohne WC und mit begrenzten Heizmöglichkeiten im Winter ist. Darüberhinaus sind die kleinen Räume im 1. Stock nur über ein enges Treppenhaus erreichbar (siehe auch unter Projekte).
Für alle Teilnehmer war es eine anstrengende, aber überaus erlebnisreiche Reise, die sicherlich noch lange Zeit in ihnen „nachwirken“ wird.
Projekte und Unterstützungen
Die bisherigen räumlichen Möglichkeiten für die Behindertenarbeit schränken den Ausbau und die Erweiterung dieser wirklich wichtigen Arbeit sehr ein. Deshalb ist der Kauf eines eigenen Gebäudes dafür vorgesehen. Ein geeignetes Haus steht am Ortsrand von Vári. Es bietet ebenerdig genug Platz für die Erweiterung der Behandlungsräume und damit die Möglichkeit, dass die Kinder entsprechend ihrer Behinderung eine entsprechende Betreuung und Fachbehandlung erhalten.
Schritt für Schritt wäre es dann möglich, alle 54 behinderten Kinder aus Dörfern rings um Vári in die Behandlung einzubeziehen. Auch die Einrichtung einer Dienstwohnung für die Leiterin der Behindertenarbeit ist denkbar.
Ein Großteil des Kaufpreises wird durch eine holländische Stiftung übernommen, aber die Reformierte Kirche muss auch einen beträchtlichen Betrag aufbringen.
Wir möchten helfen, das zu realisieren und haben dazu eine gesonderte Spendenaktion gestartet. Unabhängig davon haben wir als Verein im 1. Halbjahr 2012 bereits einen Betrag für den laufenden Betrieb übergeben.
Überweisungen auf unser Konto bitte mit dem Kennwort: Behinderte
Die staatliche Arztpraxis in Csonkapapi wurde Ende vergangenen Jahres geschlossen. Die Einwohner müssen nun wegen jedem Arztbesuch in die etwa 25 km entfernte Kreisstadt Beregszász. Die Kirchgemeinde will sich mit dem Zustand nicht abfinden und möchte unter eigener Regie eine Praxis aufmachen. Die Ärzte des christlichen „Medical Centers“ aus Munkács sollen in Csonkapapi regelmäßig Sprechstunden abhalten. Pfarrer Péter Szeghljánik hat bereits ein EKG-Gerät, Ultraschallgerät, ein Gerät zur Augenuntersuchung, einen Sterilisator sowie Computer, Möbel und Baumaterial besorgt. Finanzielle Hilfe benötigt die Kirchgemeinde noch für die Baumaßnahmen. Wir haben der Bitte des Pfarrers um entsprechende Unterstützung entsprochen.
Für heute grüßen wir Sie herzlich aus Lengenfeld und wünschen Ihnen eine schöne Sommer- und Urlaubszeit und gute Erholung. Möge Gottes Segen Sie begleiten!