Halbjahresbericht 2009

Der Sommer steht vor der Tür, manch einer ist bereits auf Reisen oder wird demnächst in den Urlaub starten. Damit wird es Zeit, Sie wieder über Neues aus den Unterkarpaten, unsere Hilfen im ersten Halbjahr sowie aktuelle Projekte zu informieren.

Hilfstransporte

Vier Transporte unterschiedlicher Größe konnten wir im ersten Halbjahr mit verschiedenen Hilfsgütern auf die Reise schicken. Eine Besonderheit stellt dabei eine ganze LKW-Ladung mit Erwachsenen-Windeln und verschiedenen Baby-Pflegeartikeln dar. Ein Hilfsverein aus Hessen (Wir helfen Menschen – Sontra e. V.), der sich leider auflösen muss, hat uns angeboten, aus den verbliebenen Spendenmitteln dieses Vereins einen Hilfstransport für die notleidenden Menschen in den Unterkarpaten zu finanzieren. Freunde unseres Vereins vermittelten dann diese Hilfslieferung direkt ab Herstellerfirma der Produkte in Polen, die vor wenigen Wochen erfolgte. Bei unseren Partnern in den Unterkarpaten wurde damit große Freude ausgelöst, ist das doch insbesondere für viele Kranke und Bettlägerige in mehreren Dörfern eine ausgesprochen wertvolle Hilfe.

Projekte und Unterstützungen

Über „unseren“ József haben wir bereits mehrfach berichtet. Da seine Unterstützung längerfristig sein wird, entschieden wir im Vorstand, ein spezielles Projekt daraus zu machen. Faltblätter dazu sind in den letzten Tagen verteilt worden und können auch weiterhin beim Verein angefordert werden. Anfang Mai konnten wir József unmittelbar nach seiner Rückkehr von einer weiteren Behandlung in Truskavec zuhause treffen. Die Ärzte dort sind mit seiner positiven Entwicklung sehr zufrieden. Bis zu 25 Schritte schafft er nun schon allein, das Laufen wird langsam sicherer und es macht ihm auch Freude. Er ist drei Zentimeter gewachsen; das ist insbesondere deshalb positiv zu bewerten, da auch seine Muskeln und Sehnen mit gewachsen sind.

Seine nächste Reise ins Sanatorium nach Truskavec soll im August stattfinden, da József dann ab September die örtliche Schule besuchen wird. Auch darauf freut er sich schon sehr. Die Bedingungen dafür sind gut; es werden in seiner Klasse wohl nur sieben bis acht Kinder lernen, unter denen neben seiner Cousine auch ein Kind aus der Nachbarschaft ist. Und seine Patentante wird seine erste Klassenlehrerin sein. Ein behindertes Kind in einer „normalen“ Schule der Unterkarpaten – das wird sicher eine kleine Sensation. Wir alle freuen uns darauf.

Spenden für seine weiteren Behandlungen erbitten wir auf unser Konto mit dem Kennwort: Josef.

Noch im Dezember des vergangenen Jahres ereignete sich im Pfarrhaus in Ungvár ein Unglück. Die Kellerdecke stürzte ein und die darüber befindliche Wohnung des Pfarrers, in der auch mehrmals pro Woche für Arme gekocht wurde, brach nach unten weg. Vermutlich durch eine kaputte Wasserleitung im Fußweg vor dem Haus drang über längere Zeit Wasser in die Grundmauern und machte sie instabil. Bereits ein paar Tage vorher kündigte sich das Unheil durch Risse in den Wänden an. Innerhalb einer Nacht räumte der Pfarrer dann einen Großteil seiner Wohnung, bevor am nächsten Morgen alles einstürzte. Dabei wurden auch die Versorgungsleitungen zerstört. Wie durch ein Wunder kamen keine Personen zu Schaden. Da die Kirchgemeinde im vergangenen Jahr eine Kirchenrenovierung durchführte, waren ihren finanziellen Möglichkeiten erschöpft, um die Instandsetzung der Pfarrerwohnung zu bezahlen. Neben anderen Unterstützern beteiligten auch wir uns an den Kosten des Wiederaufbaus.

Im Mai lernten wir in Beregszász einen jungen Mann kennen, der durch verschiedene familiäre Umstände bedingt, seit seiner Kindheit „auf der Straße“ lebte. Vor etwa zwei Jahren kam er in Kontakt zu den Verantwortlichen im KRISZ-Pont, der offenen Jugendarbeit des reformierten Jugendverbandes. Seither besucht er nicht nur die dort regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen, er lebt inzwischen in „ordentlichen“ Verhältnissen und ist frei geworden vom Missbrauch von Alkohol und Lösungsmitteln. Seine Vergesslichkeit, die ihm heute Probleme macht, ist allerdings auf deren gehirnschädigende Wirkung zurückzuführen. Leider gibt es dafür keine großartigen Hilfsmöglichkeiten, aber eine junge Ärztin „verordnete“ ihm ein Vitamin B-Präparat, dass wir vor Ort in einer Apotheke für ihn besorgen ließen.

eingestürzte Pfarrwohnung in Ungvár / Feuerwehr in Dercen

Dass die Unterkarpaten reich an „Besonderheiten“ ist, haben wir schon oft erfahren. Jetzt hatten wir auch endlich die Möglichkeit, die „reformierte Feuerwehr“, eine freiwillige Feuerwehr der Kirchgemeinde in Dercen, kennenzulernen. Wir waren erstaunt über den Stand der Ausrüstung, Ausbildung und Einsatzbereitschaft unter diesen einfachsten Bedingungen. Sie verfügt über ein 23 Jahre altes Feuerwehrauto der Marke Csepel, eine Spende aus Ungarn. Nahezu alle weiteren Ausrüstungsgegenstände sind ebenfalls Spenden aus Ungarn oder Holland.
Zum Transport der Feuerwehrleute dient außerdem ein Kleinbus. Die Alarmierung erfolgt über eine eigene Handy-Notruf-Nummer, die Männer werden per Piepser benachrichtigt. Zum Einsatz steht beispielsweise auch Technik zum Aufschneiden verunfallter Autos bereit. Regelmäßig erfolgen Ausbildungen in allen Bereichen einschließlich Erster Hilfe durch Fachkräfte aus Ungarn. Die „reformierte Feuerwehr“ von Dercen ist die einzigste freiwillige Feuerwehr der ganzen Unterkarpaten. Es gibt darüber hinaus nur Berufsfeuerwehren, die aber hinsichtlich ihrer Ausstattung, Einsatzbereitschaft, Motivation und Schnelligkeit mit Dercen nicht annähernd vergleichbar sind. Und im Übrigen ist die nächste Feuerwehr von Dercen etwa 25 km entfernt.
Csonkapapi, in deren Kirchgemeinde Péter Szeghljánik seit Herbst letzten Jahres Pfarrer ist, plant nun ebenfalls den Aufbau einer freiwilligen Feuerwehr.
Sollten Sie also vielleicht einen „heißen Draht“ zur Feuerwehr haben, dann informieren Sie uns einfach, wenn gut erhaltene Ausrüstung oder Technik ausrangiert werden soll. Wir prüfen dann, ob eine Weiterleitung in die Unterkarpaten Sinn macht und möglich ist.

Evi Lemberger, eine junge Fotografin aus dem Bayrischen Wald, hat nach ihrer Ausbildung und Studium in England sowie Einsätzen bei verschiedenen Zeitungen in diesem Frühjahr ein Projekt in den Unterkarpaten verwirklicht. Durch unsere Vermittlung sammelte sie während ihres vierwöchigen Aufenthalts an verschiedenen Orten viele Eindrücke und hielt sie auf rund 1500 Fotos fest. Gegenwärtig ist sie mit der Sichtung und Aufarbeitung dieser Aufnahmen beschäftigt. Eine Auswahl davon soll in einer Ausstellung hier im Vogtland gezeigt werden. Über den Zeitpunkt und Ort werden wir Sie rechtzeitig informieren.

Während in diesen Tagen die Vorbereitungen für unsere diesjährige Weihnachtspäckchenaktion beginnen, kann ich Ihnen noch über eine besondere Spende dafür berichten. Nachdem wir im vorigen November in der Stadtgalerie Plauen über die Weihnachtsaktion informieren konnten, versprach uns der Centermanager, Herr Danne, den Erlös des hauseigenen Geschenkverpackungsservice in der Adventszeit als Spende für unsere Aktion. Die Übergabe des Betrages erfolgte in diesem Frühjahr. Herzlichen Dank dafür!

Für heute grüßen wir Sie herzlich aus Lengenfeld und wünschen Ihnen eine schöne und erholsame Sommerzeit. Bleiben Sie Gott befohlen!