2018 – Halbjahresbericht
2019 sind in der Ukraine Parlamentswahlen. Schon jetzt sind die Vorbereitungen im Gange. Versuchte man in der Vergangenheit noch, Leute mit politischem oder wirtschaftlichem Einfluss mit Geldgeschenken positiv zu beeinflussen, scheint es jetzt so, als mache man politisch Druck.
Nach westlichen Einschätzungen sollen nur noch 10 % der Ukrainer hinter der Politik von Präsident und „Schokoladenkönig“ Poroschenko stehen. Das spricht aus heutiger Sicht nicht für einen Wahlsieg, wenn die Menschen in der Ukraine nicht für ihn sind. Ich hörte jedoch, das wäre einerlei, wenn nur Herr Trump und Frau Merkel ihn wollen.
Das umstrittene Sprachengesetz wird wohl durchgezogen. Alle Kirchen einschließlich der Orthodoxen sind dagegen. Und eine Unterstützung durch die EU in dieser Frage kann man vergessen. Eine für Minderheitenpolitik Verantwortliche im EU-Parlament fragte bei einem Gespräch im ungarischen Generalkonsulat in der Gebietshauptstadt der Unterkarpaten Ungvár ganz erstaunt, warum denn die Ungarn so gegen das Sprachengesetz seien. Sie war überrascht zu hören, dass Ungarisch keine slawische Sprache ist und damit auch nicht verwandt mit Ukrainisch.
Die einleitenden Gedanken können immer nur punktuell Einblicke geben, machen aber doch etwas deutlich von der Lebenswirklichkeit der Menschen und ihren Problemen, mit denen sie tagtäglich zu tun haben und damit fertig werden müssen.
Die Ukraine ist nach wie vor ein politisch und wirtschaftlich instabiles Land und eine grundlegende Verbesserung der Verhältnisse für die Menschen nicht in Sicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Ausgaben im Bildungs- und Gesundheitswesen sinken immer weiter.
Vor einiger Zeit stürzte ein Junge in einer Zirkusvorstellung bei einem ungeplanten Auftritt mit dem Clown und brach sich die Hand. Vor der Behandlung im Krankenhaus erhält man üblicherweise erst einmal eine Einkaufsliste für die Apotheke. In diesem Fall musste für einen Knochenbruch erst Röntgenfilm, Gips und Verbandsmaterial besorgt werden. Nachdem auch die Ärzte und das Wasser bezahlt waren, konnte die Behandlung losgehen. Die Krankenversicherung in der Ukraine ist eine überkommene Pflichtversicherung aus sowjetischer Zeit, hat aber in der Praxis so gut wie keine Bedeutung.
Im Krankenhaus der Kreisstadt Beregszász wurde unlängst die TBC-Abteilung geschlossen. Tuberkulosekranke müssen nun mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die rund 70 km entfernte Gebietshauptstadt fahren.
Von einer zeitgemäßen medizinischen Versorgung ist man in der Ukraine noch Welten entfernt, aber in der Gender-Frage will man beispielsweise vorn mitmischen. Im April war zwar die einschlägige „Istanbul-Konvention“ in der Ukraine noch nicht in Kraft, aber schon damals hieß es von staatlicher Seite, der neue, mit ungarischen Mitteln gebaute Kindergarten in Vári bekomme seine Zulassung erst, wenn einmal pro Woche ein Tag mit Geschlechtertausch der Kinder stattfindet.
Unbeirrt von dem allen helfen wir weiter, wie es uns möglich ist. Lesen Sie nachstehend darüber.
Hilfstransporte
In diesen Tagen soll der dritte Transport mit Hilfsgütern auf die Reise in die Unterkarpaten gehen. Noch ist nicht ganz sicher, ob wir die angebotenen Krankenhausbetten auch wirklich erhalten werden. Erwachsenen-Windeln, Medikamente, Zahnarztmaterial, Fahrräder, ein Multifunktionsgerät (Drucker, Scanner, Fax) sowie Feuerwehr-Bekleidung und –Ausrüstung standen unter Anderem auf der Ladeliste.
Persönliches
Gott sei Dank hat Pfarrer Sándor Zán die ernsten gesundheitlichen Probleme und den damit verbundenen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt gut überstanden.
Anlässlich des ungarischen Nationalfeiertages im März wurde er im Parlamentsgebäude in Budapest vom ungarischen Präsidenten Áder mit dem Mittelkreuz zum Ungarischen Verdienstorden ausgezeichnet. Auch darüber freuen wir uns sehr und gratulieren herzlich.
Gottes Segen für seinen weiteren Lebensweg wünschen wir József Gáti, der im Mai konfirmiert wurde. Wenn man bedenkt, dass die Ärzte ihm nach seiner Geburt kein langes Leben prophezeiten. „Doch Gott hat einen Plan mit ihm“, sagt seine Mutter in einem Video über ihren behinderten Sohn. József besucht die Schule, auch das ist ein absolutes Novum dort. Wir werden sehen, was Gott noch mit ihm vorhat und ihn als Verein weiterhin begleiten.
Projekte und Unterstützungen
Wie sie oft, wenn Vorhaben mit staatlichen Behörden oder Ämtern in der Ukraine zu tun haben, zieht sich auch der Kauf eines Hauses für eine arme Familie schon seit 2016 hin. Nach langer Zeit des Versprechens und der Bitte um Geduld ist nun endlich Bewegung in die Sache gekommen. Der für Ende Mai festgesetzte Versteigerungstermin wurde zwar abgesagt und das neu festgesetzte Datum im Juni erneut verschoben. Aber jetzt scheint es vorwärts zu gehen. Nach dem Kauf soll dann baldigst mit dem Ausbau begonnen werden. Das wollen wir weiter unterstützen.
Spenden für dieses Projekt bitte mit dem Kennwort: Haus
Der Feuerwehr in Dercen helfen wir regelmäßig, vor allem durch Ausrüstung und Kleidung, aber auch finanziell. In diesem Frühjahr war auf Vermittlung von Pfarrer Péter Szeghljánik eine Gruppe von schweizer Feuerwehrleuten in Dercen und führte dort eine Weiterbildung durch. Kurz vor ihrer Abreise besuchte sie noch die Dorffeuerwehr von Vári. Ihnen wurde alles gezeigt, was vorhanden war, ein Feuerwehrauto sowjetischer Bauart aus den 50er Jahren mit nahezu null Ausrüstung und ein Feuerwehrmann mit Mobiltelefon (das dort befindliche Festnetz-Telefon hatte keinen Anschluss!), der für insgesamt 8 Dörfer zuständig ist. Die Schweizer waren sprachlos und sind überzeugt davon, dass weitere Hilfen sehr nötig sind, wieder nach Hause gefahren.
Nur wenige Tage später kam es in Vári tatsächlich zu einem Brand, zu dem auch die Feuerwehr aus Dercen anrückte. Leider hatte das fast 30 Jahre alte Löschfahrzeug vom Typ Csepel auf der Rückfahrt einen Kupplungsschaden und musste abgeschleppt werden. Erste Einschätzungen sahen rund 1000 Euro für Ersatzteile und Reparatur vor. Für die Kameraden dort eine Katastrophe, da sie ja auch noch die Spritkosten für jeden Einsatz selbst finanzieren. Eine diesbezügliche Unterstützung durch den ukrainischen Staat gibt es schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Wir haben kurzfristig und unbürokratisch Hilfe zugesagt, denn es ist enorm wichtig, dass das „Hauptfeuerwehrauto“ wieder einsatzbereit ist.
Unterstützung dafür mit dem Kennwort: Feuerwehr
Bei meinem Besuch im April in den Unterkarpaten wurde mir bei einer Gelegenheit ein junger Mann namens Márk vorgestellt. Ich hatte schon einen „leisen Verdacht“, denn vor etwa 15 Jahren haben wir als Verein für einen kleinen Jungen mehrere Operationen mitfinanziert, die seine von Geburt an zusammengewachsenen Finger „in Ordnung“ bringen sollten. Und dieser Junge von damals hieß Márk. Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass es sich um besagten Márk handelte. Offensichtlich war nun alles in Ordnung. Das freut uns sehr.
Obligatorisch bei meinen Aufenthalten in den Unterkarpaten ist ein Besuch des Rehabilitationszentrums „Vergissmeinnicht“ in Vári. Leider waren die Kinder gerade an diesem Tag nicht da. Das Theater in Beregszász hatte zu einer speziellen Veranstaltung für behinderte Kinder eingeladen. Gewissermaßen als Vertretung nahm Márton, der jüngste Sohn von Pfarrer Sándor Zán, ein Bällebad, das ihm aber auch sichtlich Vergnügen gemacht hat.
Aktuell gehen die Arbeiten zum Ausbau des zweiten großen Behandlungsraumes im Obergeschoß des Hauptgebäudes voran. Gegen Ende des Sommers soll er fertig werden. Eine reguläre Nutzung wird es aber erst nach dem Einbau eines Fahrstuhles geben. Klar ist mittlerweile, der Aufzug soll an das Gebäude angebaut werden. Klar ist auch die finanzielle Größenordnung. Noch unklar ist allerdings die Finanzierung. Gespräche darüber laufen zur Zeit. Die im letzten Jahr gepflanzten Apfelbäume auf „unserer“ Plantage haben den Winter gut überstanden.
In der kleinen Tischlerwerkstatt habe ich auch ein neues Hinweisschild für „Nefelejcs“ entdeckt, dass das seit ein paar Jahren bestehende, eher wie ein Provisorium wirkende vorn an der Straße ersetzen soll.
Wenn Sie die Arbeiten im Rehabilitationszentrum „Vergissmeinnicht“ unterstützen möchten, überweisen Sie bitte mit dem Kennwort: Behinderte
Lassen Sie mich an dieser Stelle herzlichen Dank sagen für alle bisherigen Spenden! Nur durch Ihre Gaben ist unsere Hilfe möglich.
Seit dem Frühjahr ist das Thema Datenschutz in „fast“ aller Munde. Wir versichern Ihnen, dass wir mit Ihren persönlichen Daten auch weiterhin verantwortungsbewusst umgehen. Bitte beachten Sie ggf. die entsprechenden Informationen dazu hier auf unserer Internetseite.
Hinweisen möchte ich auch auf die Möglichkeit für junge Leute, als Freiwillige ein „Diakonisches Jahr im Ausland“ in der Reformierten Kirche der Unterkarpaten zu leisten. Es werden immer wieder Freiwillige gesucht, da die Ukraine nicht unbedingt zu den bevorzugten Zielländern der jungen Leute gehört. Interessenten wenden sich zur Weitervermittlung ebenfalls an den Geschäftsführer.
Für heute grüßen wir Sie herzlich aus Lengenfeld und wünschen Ihnen eine schöne Sommer- und Urlaubszeit und gute Erholung. Möge Gottes Segen Sie begleiten!
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Mit den ersten Krankenhausbetten hat es doch noch geklappt!