2020 – Jahresbericht

Für mich ging dieses Jahr 2020 rasend schnell vorbei, trotz oder gerade wegen Corona. In den über 20 Jahren unserer Vereinsgeschichte ist es das erste Mal, dass wir nicht in die Unterkarpaten fahren konnten. Meine geplanten Reisen im April und November fielen der Corona-Seuche zum Opfer. Während es jetzt in den Unterkarpaten viele von diesem Virus Betroffene gibt, war die sogenannte „erste Welle“ im Frühjahr „nicht der Rede wert“. Im öffentlichen Raum gilt nach wie vor 1,5 m Abstand zu halten und eine allgemeine Maskenpflicht. Seit Ende November sind alle Schulen wieder in Betrieb. Die Einschränkungen im Reiseverkehr ins Nachbarland Ungarn erinnern an die Zeit vor 30 Jahren. Viele kleinere Grenzübergänge waren oder sind geschlossen. An den noch offenen kommt es regelmäßig zu langen Schlangen wartender Autos. So ist ein Rückstau von der Grenze in die rund 10 km entfernte Kreisstadt Beregszász und eine Wartezeit von vier Tagen keine Seltenheit.

Wie in Deutschland auch fragt man sich aber nach der Verhältnismäßigkeit bei der einen oder anderen getroffenen Einschränkung. So ist wochentags sozusagen „alles erlaubt“, Märkte oder Saunen sind geöffnet, in Kino und Theater nur die Platzzahl auf 50 % beschränkt. Ganz anders sieht es sonntags aus. In den Kirchen gibt es eine Beschränkung von 20 Personen pro Gottesdienst, egal wie groß die Kirche ist. Von einer Person je 20 m² ist dort keine Rede mehr. Nach wie vor nutzen die Gemeinden für Gottesdienste das Internet oder alternative Möglichkeiten.

Während seit April sich plötzlich bei uns alle um die ältere Bevölkerung sorgen, sind die negativen Auswirkungen von Corona auf die Arbeit von Hilfsvereinen quasi ein Tabuthema.

Wie ich Ihnen bereits im Halbjahresbericht geschrieben habe: Diese Krise stürzt die Menschen in den Unterkarpaten alle wieder tiefer in die Armut. Je länger sie andauert, umso mehr. Wir wollen und werden weiterhin helfen.

Danke für Ihre bisherige Unterstützung. Und bitte denken Sie – trotz aller Schwierigkeiten – auch an die Menschen in den Unterkarpaten.

Hilfstransporte

Wir sind sehr froh, dass wir in diesem Jahr doch vier Hilfstransporte auf die Reise schicken konnten. Wie so oft wurden u. a. Fahrräder, Erwachsenen-Windeln, Ausrüstung für die Feuerwehr oder auch Musikinstrumente transportiert.

Weihnachtspäckchenaktion

Es macht uns immer wieder sprachlos und sehr dankbar, wie jedes Jahr eine solch große Spendensumme für die Aktion „Weihnachtsfreude“ zusammenkommt. Wir freuen uns ganz besonders, dass das im Corona-Jahr nicht anders war. Sie, die Spender, stehen zu unserer Weihnachtspäckchenaktion und zu den Kindern in den Unterkarpaten.

Auch wenn wir an dieser Stelle verständlicherweise noch nicht über genaue Zahlen berichten können, so gehen wir dennoch davon aus, dass wir auch in diesem Jahr rund 7.000 Kinder mit einem tollen Weihnachtsgeschenk überraschen können. Ein wichtiges Zeichen, wie wir meinen. Macht es doch den Kindern und auch ihren Eltern deutlich: auch in diesem besonderen Jahr gibt es Menschen, die an unserer Seite stehen und an uns denken. Allein im letzten Jahr haben etwa 11.000 Menschen ihre Heimat in den Unterkarpaten in Richtung Westen verlassen, darunter natürlich auch unzählige Kinder. Wir haben deshalb weitere sechs Orte und ein Kinderheim in den Empfängerkreis einbezogen. Eine Herausforderung ist es auch, in den einzelnen Orten, Kindergärten und -heimen sowie Behinderteneinrichtungen die Einkäufe und das Zusammenpacken der Geschenke zu realisieren, da etliche der verantwortlichen Pfarrer und Mitarbeiter auch an Corona erkrankt sind.
Ganz herzlichen Dank an alle Spender und Beter!

Projekte und Unterstützungen

Beim sogenannten „Krisen-Haus“ wurden in diesem Jahr weitere Ausbauschritte realisiert. So erfolgte die Isolierung der Außenwände, die Elektrik wurde erneuert und ein Teil der Heizung gekauft. Eine Wohnung wurde gemalt und das zugehörige Badezimmer fertig gestellt. Allerdings fehlt noch das komplette Mobiliar. In einem anderen Raum wurde eine Art „Tauschzentrale“ eingerichtet, wo zu bestimmten Zeiten gut erhaltene Kleidung oder Schuhe nach festen Regeln getauscht werden können. Ein Problem ist noch der unbefestigte Hof, der besonders in den in diesem Jahr häufigen Regenperioden eine einzige Schlammwüste war. Zufällig wurde auf dem Hof ein unterirdischer Keller entdeckt. Gott sei Dank wurde diese Stelle nicht mit einem LKW befahren, sonst hätte es wohl ein Unglück gegeben.

Spenden für den weiteren Ausbau bitte mit dem Kennwort: Haus

Neues gibt es auch von der kirchlichen Freiwilligen Feuerwehr in Vári zu berichten. So konnte mit holländischen Spenden ein 7.800 l fassendes Tankfahrzeug vom Typ MAZ gekauft werden. Der LKW ist Baujahr 1965 und war auf dem Flugplatz in Lemberg eingesetzt. Deshalb befindet er sich noch in einem guten Zustand, während andere Fahrzeuge dieses Modells oft als Tankfahrzeuge für die landwirtschaftlichen Maschinen auf den riesigen Feldern der Kolchosen gewissermaßen „rund um die Uhr“ im Einsatz waren. Die sind kaum noch nutzbar. Wir haben die Kosten für den Umbau als Feuerwehrauto, Anmeldung und Nummernschilder übernommen.

Übernommenes Feuerwehrfahrzeug mit Motorschaden
Tankfahrzeug vom Typ MAZ

Weitere Unterstützung gab der Hilfsverein für eine nötige Motorreparatur bei dem von der ehemaligen staatlichen Feuerwehr des Ortes übernommenen, ebenfalls sowjetischen Feuerwehrfahrzeug. Während der MAZ zukünftig in der neuen Feuerwehrgarage seinen Platz finden wird, soll das andere Fahrzeug im Rehabilitationszentrum „Vergissmeinnicht“ (Nefelejcs) stationiert werden, da dort eine beheizbare Garage zur Verfügung steht.

Für die weitere Unterstützung der Feuerwehr Vári verwenden Sie bitte das Kennwort: Feuerwehr

Auch dass Rehabilitationszentrum „Vergissmeinnicht“ für behinderte Kinder war in diesem Jahr wegen Corona längere Zeit geschlossen bzw. konnte nur eingeschränkt arbeiten (nur Einzelbehandlung, keine Gruppentherapie). Trotzdem gingen die Bau- und Renovierungsarbeiten weiter. Die obere Etage ist baulich fertig, nur die Einrichtung fehlt noch. Außerdem wurde der Speiseraum neu gemalt und die Arbeiten zur Erweiterung der kleinen Behinderten-Werkstatt begonnen. Gleich neben dem Brunnen wurde ein Raum für einen Wasserfilter in der Größe 3×6 m gebaut. Der Fahrstuhl ist fertig, konnte jedoch noch nicht in Betrieb genommen werden. Beim Einbau wurde leider festgestellt, dass drei Einzelteile fehlen. Im Moment laufen die Gespräche mit der Lieferfirma zur Klärung des Problems.

Erweiterung der Behinderten-Werkstatt
Raum für den Wasserfilter

Angeschafft wurde außerdem ein Kühlcontainer, der teilweise auch zu Gefrierzwecken genutzt werden kann. Er dient vor allem zur Lagerung der Erzeugnisse aus dem eigenen Anbau oder der von den Kindern in Zusammenarbeit und unter Anleitung der Köchin hergestellten Pelmeni (russische Teigtaschen ähnlich den italienischen Tortellini). Die werden dann in Assietten verpackt in Geschäften der umliegenden Dörfer verkauft.

Kühlcontainer
Rehabilitationszentrum mit erstem Schnee

Spenden für die Arbeit des Rehabilitationszentrums „Vergissmeinnicht“ bitte mit dem Kennwort: Behinderte

Manches wurde in diesem Jahr durch Corona nicht möglich. Beispielhaft möchte ich einen 18jährigen jungen Mann nennen, der unter Retinitis pigmentosa leidet. Das ist eine meist durch Vererbung entstehende Netzhautdegeneration, die letztlich zur Erblindung führt. Die ist bei ihm fast erreicht. Obwohl es zur Krankheit intensive Forschungen gibt, kann Retinitis pigmentosa derzeit nicht therapiert oder gar geheilt werden. Eigentlich wollte ich bei meiner geplanten Reise im Frühjahr mit ihm Möglichkeiten besprechen, die ihm in seiner Situation helfen können, zum Beispiel Langstock, Blindenschrift oder Bildschirmlesegerät mit Sprachausgabe. Dazu muss dann auch noch geklärt werden, welche Unterstützungsmöglichkeiten es in Ungarn gibt. Aber das alles ist leider im Moment nicht realisierbar.

Herzlichen Dank, dass Sie das alles durch Ihre Hilfe und Unterstützung möglich machen.

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Wir danken Ihnen herzlich für alle Ihre Unterstützung, für Ihr Interesse, Ihre Mitarbeit und Engagement, für Ihre Gebete und Ihre Spenden in diesem Jahr 2020.

Ohne Sie wäre alle Hilfe für die Menschen in den Unterkarpaten nicht möglich geworden. Und jede kleine oder große Unterstützung ist ein Zeichen wider das Vergessen.

Auch 2021 können wir mit Ihrer Hilfe dazu beitragen, Menschen in den Unterkarpaten ihre Sorgen abzunehmen und Probleme zu erleichtern. Und wir geben Ihnen damit oft auch ein ganzes Stück neue Hoffnung. Dankbare Menschen und frohe, glückliche Gesichter – das lohnt sich! Bekanntlich tragen viele Schultern manche Last leichter. Deshalb bitten wir Sie auch im neuen Jahr um Ihre Hilfe und Unterstützung. Behalten Sie die notleidenden Menschen in den Unterkarpaten in Ihrem Herzen. Und bitte machen Sie die Arbeit und Projekte des Hilfsvereins Unterkarpaten auch unter Ihren Verwandten, in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis, bei Ihren Arbeitskollegen und Mitschülern sowie in Gemeindekreisen und Vereinen bekannt. Wir freuen uns auf Ihre Ideen und Aktivitäten.

Wenn die Corona-Krise vorüber ist gibt es auch wieder die Möglichkeit eines Vortrages. Gern kommen wir auch zu Ihnen und berichten über die Unterkarpaten und seine Menschen, das Leben der Christen dort und unsere Arbeit sowie über die aktuelle Lage. Anfragen richten Sie bitte an den Geschäftsführer.

Ganz herzlich grüßen wir Sie von Herrn Bischof Sándor Zán Fábián und Herrn Pfarrer Péter Szeghljánik.
Wir alle zusammen wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes Christfest und Gottes Segen für das neue Jahr! Bleiben oder werden Sie gesund!

Unser hiesiger Pfarrer schreibt in einer Andacht zu Lukas 2,14 (Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.) über die Weihnachtszeit:
„Geht es nur um unser Gefühl, um die „Stimmung“ in dieser Zeit, oder geht es um den Inhalt? Natürlich weiß ich, dass der Dezember voller Erwartungen und Traditionen steckt. Lassen sich diese nicht alle erfüllen – durch äußere Einflüsse zum Beispiel – ist dann etwa nicht „richtig“ Weihnachten? Unser Gott ist bei uns – gerade auch in diesen seltsamen Zeiten. Geben wir IHM wirklich die Ehre – dann wird es auch wirklich Weihnachten bei uns!“