2019 – Halbjahresbericht​

Seit Mai hat die Ukraine einen mit deutlicher Mehrheit gewählten, neuen Präsidenten. Die Menschen setzen große Hoffnungen auf ihn. Ob er diese Hoffnungen erfüllen kann, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen. Denn die staatstragende Nomenklatura „lebt“ von Korruption und ist alles andere als begeistert vom neuen Präsidenten. Aus diesen Kreisen wolle niemand wirklich „Licht“ in der Ukraine, hörte ich. Das hat das Parlament durch jüngste Entscheidungen bestätigt.
Wladimir Selenski stammt aus einer russischsprachigen jüdischen Familie in der Industriestadt Kriwoi Rog im Südosten des Landes. Der in Deutschland überwiegend als Komiker oder Kabarettist bezeichnete Selenski hat Jura studiert und arbeitete anschließend als Schauspieler und Moderator. Nach seiner Wahl zum ukrainischen Präsidenten hat er das Parlament aufgelöst und Neuwahlen innerhalb von zwei Monaten angekündigt. Damit will er sich auch den nötigen Rückhalt im Parlament verschaffen, denn seine Partei „Diener des Volkes“ ist darin bisher nicht vertreten.
Seit nunmehr fünf Jahren ist Krieg im Osten der Ukraine. Und es sterben Menschen dort. Der neue Präsident hat versprochen, alles dafür zu tun, dass wieder Frieden im Land wird.

Auch die Menschen in den Unterkarpaten haben (wieder einmal) Hoffnung, dass es besser wird. Zu oft wurden sie schon enttäuscht. Bei ihren kleinen Sorgen und mitunter auch großen Problemen helfen wir nach unseren Möglichkeiten, von denen ich Ihnen nachfolgend berichte.

Hilfstransporte

In diesen Tagen geht der vierte Transport mit Hilfsgütern auf die Reise in die Unterkarpaten. Neben einem Sprungpolster und W50-Felgen für die Feuerwehr in Dercen standen unter Anderem auch Fahrräder, diverse Verbands- und Pflegematerialien sowie Erwachsenen-Windeln, Reifen und Tischlereimaschinen auf der Ladeliste.

Projekte und Unterstützungen

Beim dem Haus, das einmal als „Notunterkunft“ für eine arme Familie dienen soll, geht es vorwärts, wenn auch langsam. Inzwischen ist das Dachmaterial eingetroffen. Allerdings hat die Dachdeckerfirma nur begrenzte Kapazitäten und für das Frühjahr war erst das Dach im Zigeuner-Kindergarten und des großen Hauses vor der neuen Feuerwehrgarage eingeplant. Dort ist wegen bereits herabstürzender Teile Eile angesagt und deshalb mussten die Prioritäten anders gesetzt werden.

Wir wollen das Projekt weiter unterstützen und bitten um Spenden mit dem Kennwort: Haus

Die Feuerwehr in Dercen hat kurz vor Jahresende ein gebrauchtes Feuerwehrauto aus der Schweiz erhalten. Im Rahmen einer Schulung haben die Feuerwehrleute, die das Fahrzeug in die Ukraine überführt hatten, die Kameraden vor Ort eingewiesen. Inzwischen war es bereits mehrmals im Einsatz. Durch das von uns zur Verfügung gestellte Sprungpolster (siehe Hilfstransporte) ist nun auch die Rettung von Menschen aus brennenden höheren Gebäuden möglich.

Das von Dercen ausgemusterte Löschfahrzeug vom Typ Csepel ist nach Vári umgesetzt worden und bildet die technische Grundlage für eine weitere kirchliche freiwillige Feuerwehr. Mit Hochdruck wird an der Fertigstellung der dortigen Feuerwehrgarage gearbeitet. Nach dem Rohbau einschließlich Dach sind inzwischen auch die Tore eingebaut und ein 20.000 Liter fassender Wassertank errichtet. Die Feuerwehr in Vári hatte schon kurz nach ihrer Gründung vermehrt Einsätze, auch in den Nachbardörfern. Da eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen in Dercen verblieben sind, haben wir auch da geholfen, um beispielsweise durch die Anschaffung von Helmlampen bei nächtlichen Einsätzen das Eindringen der Feuerwehrleute in brennende Gebäude zu ermöglichen.

Ihre Unterstützung dafür mit dem Kennwort: Feuerwehr

Das „neue“ Löschfahrzeug von Dercen

Im neuen Behandlungsraum im Obergeschoß des Rehabilitationszentrums „Vergissmeinnicht“ in Vári ist der Fussboden fertiggestellt und die Fließen wurden verlegt. Erfreuliches kann ich Ihnen zum Thema „Fahrstuhl“ berichten. Die christliche Organisation „Hilfe für Brüder“ hat eine Unterstützung zusagt, so dass die nächsten Schritte erfolgen können.

Begonnen wurde mit dem Bau einer Waschanlage für Äpfel sowie von Garagen für die Fahrzeuge, damit sie „klimatisiert“ abgestellt werden können. Es ist für die behinderten Kinder nicht gerade förderlich, wenn sie im Winter in eiskalten und im Sommer in überhitzten Autos transportiert werden müssen.

neue Spielgeräte für das Reha-Zentrum
im Obergeschoß sind die Fließen verlegt

An dieser Stelle möchte ich Ihnen auch gern einen kleinen Überblick über die Arbeit im Reha-Zentrum geben.
Gegenwärtig werden insgesamt 54 Kinder auf unterschiedliche Weise therapiert. Dabei sind jedoch niemals alle Kinder gleichzeitig in der Einrichtung. Es gibt drei Gruppen:

  • die Schneckengruppe
    Sie sind ganz schwach und haben viele geistige und körperliche Behinderungen.
  • die Schmetterlingsgruppe
    Diese Kinder sind wenig behindert, sie „flattern“ wie Schmetterlinge herum. Zu 
    ihnen gehören Hyperaktive und Autisten.
  • die Schulgruppe
    Das sind meist ältere Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen, die jedoch einige Zeit lernen können, zum Beispiel Buchstaben oder Zahlen. Diese Kinder sind in zwei Altersgruppen eingeteilt. Mit ihnen kann man Neues lernen und sie arbeiten auch in der Werkstatt und Küche mit.

Die Behandlung erfolgt in kleinen Gruppen und ist sehr individuell. Die Kinder kommen zu unterschiedlichen Zeiten und bleiben unterschiedlich lang. Das Minimum sind 1,5 bis 2 Stunden, das Maximum 5 bis 6 Stunden.

Malen ist Teil der Therapie

Zur Palette der Therapien gehören: Physiotherapie, Hydrotherapie, Lichttherapie, Ergotherapie, „Schul“unterricht, Alltagstätigkeiten wie Zähneputzen, Einkaufen, Verkehrsregeln, Werkstatt, Küche, Selbstversorgung, Bewegungsentwicklung (zum Beispiel Fahrradfahren mit Stützrädern). Einmal pro Woche ist ein Sportnachmittag. Für die Therapie gibt es auch ein Pony.

Regelmäßig kommen Kindergartengruppen oder Schulklassen zu Besuch in das Reha-Zentrum, aber auch neue Kinder mit ihren Eltern, um die Arbeit und das Zentrum kennenzulernen.

Spenden für die Arbeit des Rehabilitationszentrums „Vergissmeinnicht“ bitte mit dem Kennwort: Behinderte

Pony „Tornado“

Nach der Weihnachtsaktion ist vor der Weihnachtsaktion.

Zuerst die Top-Nachricht vom letzten Jahr. Wir haben durch Ihre Hilfe über 7000 Päckchen verteilt, soviel wie nie zuvor! Ein kleines Wunder, dass Sie möglich gemacht haben und für das wir Ihnen herzlich danken. Unsere diesjährige Aktion „Weihnachtsfreude“ werden wir mit einem neuen prominenten Unterstützer starten. Der schon einige Jahre im Chiemgau lebende Björn Kircheisen hat bereits im Frühjahr 2018 seine aktive Laufbahn als Nordisch Kombinierter beendet und arbeitet heute als Trainer. Dadurch ist er kaum noch in den Medien präsent und gerät leider bei den Menschen zunehmend in Vergessenheit.
Neben Gunther Emmerlich wird nun Jürgen Gröblehner und sein Blechbläser-Ensemble „Classic Brass“ unsere Weihnachtsaktion unterstützen.

Jürgen Gröblehner (2. von rechts) und das Blechbläser-Ensemble „Classic Brass“

In Dresden geboren, entdeckt Jürgen Gröblehner frühzeitig seine Liebe zur Musik – sein Großvater schenkt ihm die erste Trompete. Nach dem Trompeten-Studium in Dresden, u.a. bei Prof. Ludwig Güttler, flüchtet er im Sommer 1989 in die Bundesrepublik. Im Jahr 1991 gründete er in München mit vier weiteren Musikern sein erstes Blechbläserquintett, mit dem er weltweit unterwegs war.Im Herbst 2009 rief der Trompeter dann „Classic Brass“ ins Leben, das sich seither voller Enthusiasmus vornehmlich dem reichen Schatz kompositorischen Schaffens alter Meister widmet. Die notwendige Energie dafür bezieht er aus dem Vertrauen auf Gott, dem Familienleben und seinem großen Freundeskreis. Bei „Classic Brass“ spielen unter Anderem auch drei Ungarn. Auch aus diesem Grund hat „Classic Brass“ gern die Unterstützung unserer Weihnachtspäckchenaktion übernommen.
 
 
Sie sehen, wir haben im ersten Halbjahr wieder verschiedene Projekte unterstützen können.
Das ist nur möglich, weil Sie uns die nötigen Mittel zum Weitergeben anvertrauen. Herzlichen Dank für alle bisherigen Spenden!
 
Hinweisen möchte ich auch auf die Möglichkeit für junge Leute, als Freiwillige ein „Diakonisches Jahr im Ausland“ in der Reformierten Kirche der Unterkarpaten zu leisten. Es werden immer wieder Freiwillige gesucht, da die Ukraine nicht unbedingt zu den bevorzugten Zielländern der jungen Leute gehört. Interessenten wenden sich zur Weitervermittlung ebenfalls an den Geschäftsführer.

Für heute grüßen wir Sie herzlich aus Lengenfeld und wünschen Ihnen eine schöne und erholsame Sommerzeit. Bleiben Sie Gott befohlen!