2016 – Halbjahresbericht
In unseren Medien ist es ruhig geworden zum Thema Ukraine. Man hört kaum noch etwas über die Situation im Land. Und damit ist die Not vor unserer Haustür auch längst aus dem Blickwinkel vieler Menschen verschwunden.
Im Frühjahr hatte die Ukraine de facto keine handlungsfähige Regierung mehr. Wer kann sich überhaupt noch an stabile politische Verhältnisse in diesem Land erinnern?! Ein Abgeordneter des ukrainischen Parlaments sagte auf einer Regionaltagung Anfang April in der Kreisstadt Beregszász in den Unterkarpaten sinngemäß, dass im politischen Leben der Ukraine ein solches Chaos herrsche, dass die Politiker gar nicht merken, dass das Land zusammengebrochen sei.
Inzwischen hat die Ukraine einen neuen Ministerpräsidenten. Aber es darf bezweifelt werden, dass sich die Lage grundlegend ändert oder gar verbessert. Offiziell schreibt man sich die Bekämpfung der Korruption auf die Fahnen, praktisch aber profitiert die ukrainische Führung wie nie zuvor von den sprudelnden Geldern aus aller Welt. Es scheint so, als lebe der Patient „Ukraine“ nur noch durch die „Herz-Lungen-Maschine“ des Westens. Keiner weiß, wie lange dieser Zustand noch aufrechterhalten wird. In der Wirtschaft nennt man so etwas wohl Insolvenzverschleppung.
Für die „kleinen Leute“ wird die Situation immer schwieriger. Die „bescheidene Normalität“ früherer Jahre ist lange dahin. Die Mehrheit der Menschen hat inzwischen große Probleme, monatlich die normalen Unterhaltskosten für ihre Familien aufzubringen. Sonderausgaben sind da nahezu ausgeschlossen. Die Menschen sind froh, dass der vergangene Winter wieder relativ mild ausgefallen ist. Trotzdem betrug z. B. die Gasrechnung für eine alleinstehende Rentnerin ca. 2000 Griven (nach gegenwärtigem Kurs 66 Euro) pro Monat bei einer monatlichen Rente von 1000 Griven. Und dabei wird in der Regel nur ein Raum in der Wohnung geheizt.
Die Sozial-„Leistungen“ des ukrainischen Staates werden immer weniger. Von 2015 auf 2016 wurde das Budget in der Schulbildung wie auch im Gesundheitswesen um 25 % gekürzt. Beispielsweise bezahlte der Staat für bedürftige Kinder bis zur 4. Klasse ein kostenloses Mittagessen in der Schule im Wert von 8 Griven (aktuell 27 Cent). Ab 2016 wurde der Satz auf 4 Griven (= 13,5 Cent) halbiert. Nach den Osterferien in diesem Frühjahr fahren kaum noch Schulbusse, weil kein Geld für den Kraftstoff mehr da ist. Vielleicht lässt uns das ein wenig erahnen, unter welchen Bedingungen die Menschen dort leben müssen.
Über die Auswanderung der vielen, vor allem jungen Leute und der damit verbundenen Probleme hatte ich ja schon berichtet. Allein das Krankenhaus in der Kreisstadt Beregszász hat im letzten Jahr 100 Mitarbeiter verloren. Mehr und mehr wird deutlich, welche Lücken die Weggegangenen gerissen haben.
Immer wieder erfahren wir, wie besonders wichtig unsere Hilfe und Unterstützung ist. Im Folgenden möchte ich Ihnen darüber berichten.
Hilfstransporte
In diesen Tagen geht der dritte Transport mit Hilfsgütern auf die Reise in die Unterkarpaten. Neben Pflegebetten, Erwachsenen-Windeln, Reifen, Medikamenten und Zahnarztmaterial standen auch Gemüse-Samen auf der Ladeliste.
Projekte und Unterstützungen
Seit einiger Zeit haben wir Kontakt zur Christlichen Feuerwehr-Vereinigung. Zur Unterstützung der kirchlichen Freiwilligen Feuerwehr in Dercen bekamen wir jetzt über diese Verbindung rund 80mal Einsatzkleidung sowie 40 Sicherheitsgurte.
Genauso wie im Vorjahr haben wir auch 2016 die Jugend-Sommerfreizeiten in der Reformierten Kirche der Unterkarpaten finanziell unterstützt. Ein Großteil der jungen Leute, die ja über kein eigenes Einkommen verfügen, könnte sonst den Eigenanteil nicht aufbringen und sich eine Teilnahme leisten.
József Gáti ist groß geworden. Im Frühjahr habe ich ihn und seine Familie besucht. Und obwohl er nicht mehr im Mittelpunkt unserer Hilfe steht, bedarf er weiterer Unterstützung. Nach wie vor fahren seine Eltern mit ihm einmal pro Woche zur Behandlung nach Ungarn. Nur allein die Grüne Versicherungskarte, ohne die kein Auto die ungarische Grenze passieren darf, kostet in der günstigsten Variante für ein Jahr rund 200 Euro. Das sind etwa viereinhalb durchschnittliche Monatslöhne!
Ihre Spenden für die Finanzierung seiner weiteren Behandlungen bitte mit dem Hinweis: Josef
Der Ausbau des Rehabilitationszentrums „Vergissmeinnicht“ in Vári (früher „Alte Mühle“), geht voran, wenn auch in kleineren Schritten. Der Ausbau des Nebengebäudes mit Küche und Speisesaal ist schon weit fortgeschritten. In diesem Jahr soll im Hauptgebäude ein weiterer großer Behandlungsraum fertiggestellt und eingerichtet werden.
In einem kleineren Raum, der bisher für Therapien genutzt wurde, wird jetzt Unterricht angeboten. Die Verantwortlichen möchten versuchen, den behinderten Kindern, die dafür geeignet erscheinen, ein gewisses Maß an Schulbildung zukommen zu lassen. Über die geplante Eigenversorgung mit Lebensmitteln hatte ich ja bereits in früheren Berichten geschrieben. In diesem Jahr soll mit der Gänsehaltung begonnen und eine Apfelplantage angelegt werden. Beide Projekte haben wir finanziell unterstützt.
Auch eine neue Brauchwasserpumpe für das Reha-Zentrum konnten wir zur Verfügung stellen.
Erneut wurde eine Familie in Vári mit zwei behinderten Kindern ausfindig gemacht. Die Eltern scheinen kein Interesse an der Förderung und Behandlung im Reha-Zentrum zu haben und kümmern sich kaum um ihre beiden Kinder. Auf Bitten von Bischof Sándor Zán bezahlen wir die probeweise Anstellung einer Betreuerin für drei Monate, die sich darum kümmern soll, dass die Kinder jeweils zur Abholung durch den Behinderten-Fahrdienst bereit sind.
Wenn Sie die Arbeiten im Rehabilitationszentrum „Vergißmeinnicht“ unterstützen möchten, überweisen Sie bitte mit dem Kennwort: Behinderte
Lassen Sie mich an dieser Stelle herzlichen Dank sagen für alle bisherigen Spenden!
Für heute grüßen wir Sie herzlich aus Lengenfeld und wünschen Ihnen eine schöne Sommer- und Urlaubszeit und gute Erholung. Möge Gottes Segen Sie begleiten!