Jahresbericht 2012
Nach der Wahl ist vor der Wahl. Im Herbst standen die Parlamentswahlen in der Ukraine an. Aber der Ausgang ändert kaum etwas am Alltag der Menschen und ihren täglichen Problemen. Allenfalls wurden in den Tagen davor noch schnell einige „kosmetische Operationen“ an den löchrigen Straßen durchgeführt. Mit dem Wahltag war aber auch Schluss damit. An den Straßen ist es deutlich zu sehen; bis hierher und nicht weiter! Nach wie vor herrschen zum Teil katastrophale medizinische Bedingungen, steigen die Löhne kaum, dafür aber die Preise. Rings um das Thema Bauen und Renovieren etwa haben die Preise westliches Niveau erreicht oder überschritten – und das bei einem Bruchteil westlicher Einkommen. Auch die Dieselkosten bewegen sich in Höhen, die vielen Menschen gerade auf dem Land schon jetzt wieder Sorgen bereiten, ob sie denn die Frühjahrsbestellung ihrer Felder werden bezahlen können.
So sind die Menschen in den Unterkarpaten damit beschäftigt, wie sie ihre Familien jeden Tag satt bekommen und die alltäglichen Dinge bestreiten können.
Gern möchte ich Ihnen nun ein wenig davon berichten, wie wir als Hilfsverein in diese Situation hinein kleine Hoffnungszeichen setzen, mitunter ganz unerwartete Hilfe bringen und damit ein Leuchten in die oft trostlosen Gesichter zaubern.
Hilfstransporte
Fünf Hilfssendungen konnten wir in diesem Jahr auf die Reise in die Unterkarpaten schicken, unter Anderem mit mehreren Fahrrädern, Heizkörpern und auch wieder mit Erwachsenen-Windeln.
Weihnachtspäckchenaktion
Viele größere und kleinere Spenden ermöglichen, dass auch in diesem Jahr fast 5000 Kinder in den Unterkarpaten mit einem wunderschönen Weihnachtsgeschenk überrascht werden können. Es macht uns sehr dankbar, wenn wir staunend vor einer solchen Spendensumme stehen.
Im November haben wir die Verantwortlichen aus den Gemeinden der Reformierten Kirche über verschiedene Aspekte unserer Weihnachtsaktion geschult. Ein Pfarrer wies u. A. darauf hin, dass die Aktion auch oft den Kontakt zu Eltern ermöglicht, die nicht zur Reformierten Kirche gehören oder aktiv am Gemeindeleben teilnehmen.
Über eine andere „Nebenwirkung“ berichtete ein weiterer Pfarrer. In seinem Ort erhielt ein 13-jähriger Junge ein Weihnachtspäckchen. Sein Vater war ein „Mafiosi“, Alkoholiker und führte einen unsittlichen Lebenswandel. Der Junge ließ sich die Süßigkeiten schmecken, das ebenfalls beiliegende christliche Buch legte er achtlos beiseite. Das jedoch las der Vater. Und so führte das Weihnachtspäckchen seines Sohnes letztlich zur Umkehr und Lebenswende des Vaters. Er machte eine Therapie, um vom Alkohol loszukommen und änderte sein Leben radikal. Heute ist er Kirchenältester in diesem Ort. Und immer, wenn er aus seinem Leben berichtet, beginnt er: „Es war einmal ein Weihnachtspäckchen …“.
Wir können oftmals gar nicht ermessen, welche wunderbaren „Wirkungen“ unsere Weihnachtspäckchen haben und erfahren mitunter nur durch Zufall davon. Herzlichen Dank allen, die für diese Aktion spenden und beten.
Projekte und Unterstützungen
Die reformierte Feuerwehr in Dercen erhält ein weiteres Feuerwehr-Löschfahrzeug aus Ungarn, einen gebrauchten W 50 aus DDR-Produktion. Die offizielle Übergabe in Ungarn erfolgte bereits und nachdem die nötigen Papiere für die Einfuhr in die Ukraine nun vorliegen, kann das Fahrzeug über die Grenze gebracht werden. Dafür ist nun allerdings der Anbau einer weiteren Garage nötig, um die Einsatzbereitschaft insbesondere auch im Winter zu gewährleisten. Für den Ausbau der vorhandenen Gebäude sorgen die Feuerwehrleute ebenfalls ehrenamtlich. Da bekommt der Feuerwehrchef und Pfarrer beispielsweise an einem Abend im Oktober einen Anruf im Beisein eines HVU-Vorstandsmitgliedes, der für 20 Uhr zu einem freiwilligen Arbeitseinsatz aufrief.
Doch Baumaterial ist sehr teuer geworden (s. oben). Deshalb benötigt die Feuerwehr in Dercen Unterstützung.
Spenden bitte mit dem Kennwort: Feuerwehr
József macht weiter gute Fortschritte. Er besucht inzwischen die 4. Klasse. Sorgen bereitet der Familie, dass ab dem 5. Schuljahr der Unterricht im 2. Stock des Schulgebäudes stattfindet. Bis jetzt gibt es noch keine Lösung dieses Problems. Die Ärzte in der ukrainischen Spezial-Klinik in Truskavec stellen regelmäßig Fortschritte bei ihm fest. So kann er besser stehen, weitere Strecken allein gehen, hat eine bessere Koordinierung, seine Füße sind stabiler und er hat keine Verkrampfungen mehr an den Füßen. Schulbedingt nur einmal pro Woche besucht er außerdem die Behandlungen im Rehabilitationszentrum in Beregszász und das therapeutische Reiten. József hat auch schon konkrete Berufspläne. Er will in der Landwirtschaft mit Tieren arbeiten. Und deshalb braucht er eigentlich gar nicht mehr zur Schule zu gehen …, so seine Meinung. Spenden für die Finanzierung seiner weiteren Behandlungen bitte mit dem Hinweis: Josef
Die Behandlung behinderter Kinder in Beregszász geht mit großen Schritten auf ein eigenes Gebäude zu. Im Sommer wurde das Haus, eine ehemalige Mühle und Bäckerei, am Dorfrand von Vári gekauft. Die Hälfte des Kaufpreises bezahlt eine holländische Stiftung, die andere Hälfte muss die Reformierte Kirche aufbringen. Die knappe Hälfte dieses Eigenanteils ist bereits zusammengekommen. Es bleibt aber noch viel zu tun, um das Haus schuldenfrei „eigen“ nennen zu können.
Seit dem offiziellen Kauf wurden bereits über 200 Tage freiwilliger Arbeit von Vielen auch aus den umliegenden Dörfern geleistet. Mit dem Projekt „Alte Mühle“ identifizieren sich Jung und Alt mehr und mehr und machen es damit zu „ihrem eigenen“ Projekt. Zwei Beispiele: Die Kinder im Dorf Halábor haben im Ort Spenden gesammelt und selbst gemalte Bilder verkauft. Der Erlös – stolze 1000 Griven (= ca. 100 Euro)! Freiwillige aus dem Jugendkreis Vári haben im Sommer in einer ungarischen Behinderteneinrichtung ausgeholfen und als Urlaubsvertretung den Mitarbeitern ihre wohlverdiente Erholungspause ermöglicht. Diese und einige Heimbewohner haben sich mit einer Spendensammlung revanchiert. Damit konnte ein Großteil der Fenster und Außentüren finanziert werden.
Das Pförtnerhaus ist fast fertiggestellt. Fenster und Außentüren am Hauptgebäude sind eingebaut. Noch in diesem Jahr soll das Dach geschlossen werden. In der Fläche vor der Mühle wurde ein Feuerlösch-Tank mit 20.000 l Fassungsvermögen eingegraben.
In der 2. Etage sind Gästezimmer vorgesehen für Eltern, die mit ihren Kindern zur Behandlung von weit her kommen und nicht jeden Tag nach Hause fahren können. Außerdem soll es Zimmer für Freiwillige geben, die im Rahmen des „Diakonischen Jahres im Ausland“ zukünftig in der Behinderteneinrichtung ihren Dienst tun sollen. Interessenten können sich gern beim Geschäftsführer informieren.
Überweisungen für dieses wichtige Projekt bitte mit dem Kennwort: Behinderte
Pförtnerhaus / unterirdischer Feuerlösch-Tank / Hauptgebäude
Manches könnte hier noch angeführt werden. Wie die Hilfe für unverschuldet mit Hepatitis-Viren angesteckten Menschen. Wir haben in diesem Jahr drei Personen geholfen, einem Rentner, einem Pfarrer und einem Jungen. Oder den Elektro-Rollstuhl eines behinderten Mannes aus Vári, den wir im Moment zur Reparatur hier im Vogtland haben. All das ist nur möglich, weil Sie uns die nötigen Mittel zum Weitergeben anvertrauen. Herzlichen Dank!
Ganz herzlichen Dank für alle Ihre Unterstützung, für Ihr Interesse, Ihre Mitarbeit und Engagement, für Ihre Gebete und Ihre Spenden in diesem zu Ende gehenden Jahr 2012.
Ohne Sie wäre alle Hilfe für die Menschen in den Unterkarpaten nicht möglich geworden. Und wenn es auch oft nur der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“ ist, so kann er für den Empfänger groß und wertvoll sein. Jeder Tropfen ist ein Zeichen der Liebe und der Hoffnung, ohne die unsere Welt verarmt und die uns jedoch innerlich ein ganzes Stück reicher machen können. Und jeder Tropfen ist ein Zeichen wider das Vergessen. Für uns ist es immer wieder eine Chance, Bescheidenheit zu lernen und Dankbarkeit zu praktizieren.
Herzlichen Dank, dass Sie den Menschen in den Unterkarpaten und unserem Hilfsverein so treu verbunden sind. Wir staunen darüber, dass Gott immer wieder Menschenherzen bewegt und zum Helfen bereit macht.
Besonders dankbar sind wir für alle erlebte Bewahrung auf den Reisen im zu Ende gehenden Jahr 2012.
Auch 2013 können wir mit unserer Hilfe dazu beitragen, Menschen in den Unterkarpaten ihre Sorgen abzunehmen und Probleme zu erleichtern. Und wir geben Ihnen damit oft auch ein ganzes Stück neue Hoffnung. Dankbare Menschen und frohe, glückliche Gesichter – das lohnt sich!
Bekanntlich tragen viele Schultern manche Last leichter. Deshalb bitten wir Sie auch im neuen Jahr um Ihre Hilfe und Unterstützung. Behalten Sie die notleidenden Menschen in den Unterkarpaten in Ihrem Herzen.
Und bitte machen Sie die Arbeit und Projekte des Hilfsvereins Unterkarpaten auch unter Ihren Verwandten, in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis, bei Ihren Arbeitskollegen und Mitschülern sowie in Gemeindekreisen und Vereinen bekannt. Wir freuen uns auf Ihre Ideen und Aktivitäten.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Adventszeit, ein frohmachendes Weihnachtsfest sowie Gottes Segen für das neue Jahr!