Halbjahresbericht 2008

Manch einer von Ihnen ist vielleicht schon auf Reisen oder wird demnächst in den Urlaub starten. Andere nutzen den Sommer zuhause zu dem einen oder anderen Ausflug oder erholen sich im eigenen Garten.

Wir möchten Sie deshalb gerne wieder über Neuigkeiten aus unserer Arbeit, über Hilfen und Projekte und die Lage in den Unterkarpaten informieren.

Hilfstransporte

Im ersten Halbjahr konnten wir vier unterschiedlich große Hilfstransporte auf den Weg in die Unterkarpaten bringen. Dabei wurden u. A. auch Computer und Monitore, 4 Straßenlampen, Kinderwagen und Fahrräder, Auto-Ersatzteile sowie Erwachsenen-Windeln transportiert.

Situation vor Ort

Viele Menschen in den Unterkarpaten werden gegenwärtig verunsichert durch die neuerdings restriktive Behandlung der Minderheiten durch den ukrainischen Staat.

Eine am 26.05.08 vom Bildungsministerium erlassene Verordnung über die „Verbesserung der Verwendung der ukrainischen Sprache an Schulen der nationalen Minderheiten“ legt beispielsweise fest, dass mit sofortiger Wirkung jeder Gymnasiast sämtliche Abiturprüfungen in Ukrainisch ablegen muss, obwohl der gesamte Unterricht bisher in seiner Muttersprache erfolgen konnte. Das bedeutet, dass viele Schüler, die bisher zu den Leistungsbesten gehörten, nun keine oder nur sehr geringe Möglichkeiten zur Studienaufnahme haben.
Einer weiteren Regelung aus diesem Jahr entsprechend darf eine Minderheitensprache erst ab einem Bevölkerungsanteil von 51% offiziell verwendet werden. Bisher galt das ab 20 %.
Auch jüngste Gespräche Anfang Juli in Kiew zwischen den Präsidenten Ungarns und der Ukraine brachten diesbezüglich keine positiven Ergebnisse.

Für das Erstarken nationalistischer Tendenzen in der Ukraine spricht auch ein Ereignis am Verecke-Pass in den Karpaten. Über diesen Pass kamen einst die Ungarn unter ihrem Anführer Attila vor über 1000 Jahren in die Pannonische Tiefebene und besiedelten sie. Daran erinnert ein Denkmal, dass jedoch entsprechend den Auflagen des ukrainischen Staates zu seiner Genehmigung keine Inschriften und außer einem Kreuz keinerlei Symbole zeigen darf. Vor wenigen Wochen wurde dieses Denkmal nun von Unbekannten mit dem ukrainischen Dreizack sowie einer Tafel versehen, auf der sich angeblich das ungarische Volk bei den Ukrainern für die Morde im Verlaufe des 2. Weltkrieges entschuldigt. Auf Betreiben der ungarischen Botschaft wurde Dreizack und Inschrift wieder entfernt und das Denkmal wird inzwischen rund um die Uhr von der Polizei überwacht.

Kindergruppe aus Vári mit Betreuern am Verecke-Pass in den Karpate

Es bleibt also abzuwarten, welche Entwicklung die Ukraine hinsichtlich ihrer offiziellen Minderheitenpolitik und der im Alltag erlebbaren Auswirkungen einschlagen wird.

Persönliches

Péter Szeghljánik wird voraussichtlich ab September seinen Dienst als Jugendpfarrer der Reformierten Kirche der Unterkarpaten beenden und eine Stelle als Gemeindepfarrer antreten.

Projekte und Unterstützungen

Wir freuen uns sehr über die Erfolge bei der ersten Behandlung des 6jährigen József in der renommierten Spezialklinik im ukrainischen Truskavec im Frühjahr. Die Ärzte gaben auch Anleitung für spezielle Übungen zuhause und empfahlen weiter-gehende Behandlungen im Abstand von etwa 4 Monaten. In diesen Tagen wird József erneut nach Truskavec aufbrechen. Erfreulicherweise wurde die erste Behandlung nach eineinhalbjährigem Antrag durch eine ukrainische Stiftung finanziert. Der jetzige Aufenthalt wird bereits durch unseren Hilfsverein bezahlt.
Gerne wollen wir József auf seinem weiteren Lebensweg hilfreich zur Seite stehen und werden auch seine weiteren Behandlungen nach Möglichkeit finanzieren. Wir freuen uns deshalb ganz besonders über die Zusage einer Frau, anlässlich ihres 60. Geburtstages anstelle von Geschenken um Spenden für Jószef zu bitten.

Neben kleinen oder größeren Einzelspenden „lebt“ die Arbeit des Hilfsvereins und damit seine Möglichkeiten zur Unterstützung der verschiedensten Projekte auch durch solcherlei Aktivitäten.
Da malt ein kleines Mädchen zusammen mit ihren Neffen – 7, 6 und 5 Jahre alt – Bilder, die sie an Familienangehörige und Freunde verkaufen und das Geld für arme Kinder in den Unterkarpaten geben.
Die Zehntklässler der Reichenbacher Weinholdschule gewähren ihren Lehrern am letzten Schultag nur gegen ein Entgelt Zutritt zur Schule, dass sie nachher für den Bau des Spielplatzes in Vári gespendet haben.
Die Kindergartenkinder im Lengenfelder Ortsteil Schönbrunn trennten sich von einigen ihrer liebsten Spielsachen und verschenken sie an notleidende Jungen und Mädchen in der Ukraine.
Eine ganze andere Idee hatten die Kids der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Klingenthal. Im Rahmen einer Gemeindeveranstaltung verkauften sie selbstgebackene Waffeln und spendeten den Erlös für unsere Weihnachtspäckchenaktion – mitten im Sommer natürlich eine besonders ausgefallene Aktion.

Essen für einen guten Zweck – da schmeckt es gleich nochmal so gut!

Die Reformierte Kirche wird auf dem Gelände des Bischofsbüros in Beregszász ein Gulag-Mahnmal errichten. Es soll insbesondere an die stalinistisch-kommunistische Verfolgung und die Leiden in den sowjetischen Straflagern erinnern und im November am Gedenktag für die Deportation eingeweiht werden. Die Finanzierung dieses Denkmals erfolgt verantwortlich durch die Reformierte Kirchgemeinde Neu-Isenburg. Unserem Verein stehen ebenfalls entsprechende Faltkarten zur Verfügung und können beim Geschäftsführer angefordert werden. Spenden für dieses wichtige Projekt sind mit dem Hinweis „Denkmal“ auf das Vereinskonto möglich.

In diesen Tagen beginnen die Vorbereitungen für unsere 10. Weihnachtspäckchenaktion für Kinder in den Unterkarpaten. Dazu wird es in diesem Jahr eine besondere Überraschung geben; Sie dürfen gespannt sein. Anfang September werden wir Sie wie gewohnt informieren.

Übrigens haben im Mai (Foto siehe oben) 53 größere Kinder aus dem Dorf Vári anstatt eines Päckchens zum vergangenen Weihnachtsfest eine schöne Ausfahrt in die wunderbare Bergwelt der Unterkarpaten erlebt.

Für heute grüßen wir Sie herzlich aus Lengenfeld und wünschen Ihnen eine schöne Sommer- und Urlaubszeit und gute Erholung. Möge Gottes Segen Sie begleiten!