2018 – Jahresbericht

2019 sind in der Ukraine nicht nur Parlamentswahlen, im Frühjahr wird auch der Präsident gewählt. Amtsinhaber Poroschenko hat dabei denkbar schlechte Karten, seine Zustimmungswerte liegen derzeit bei etwa 8 %.

Aussichtsreichste Kandidatin ist Julia Timoschenko. Doch Poroschenko gibt sich nicht so schnell geschlagen. Im Wahlkampf ist jedes Mittel Recht. Seine Devise, nach einem einheitlichen Staat und einer einheitlichen Sprache (über das neue Sprachgesetz berichtete ich Ihnen bereits) hat er nun eine „einheitliche“ Kirche im Visier. Das meint in erster Linie eine einheitliche orthodoxe Kirche. Bisher gehören 65,3 % der 18.879 orthodoxen Kirchgemeinden in der Ukraine zur Ukrainischen Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchat, 27,1 % zum Kiewer Patriarchat und 6,3 % zu sonstigen orthodoxen Kirchen. Das „Moskauer Patriarchat“ soll verschwinden. Ist es so abwegig, wenn Moskau das als Provokation auffasst? Auch die jüngsten Zwischenfälle im Asowschen Meer scheinen gut in den ukrainischen Wahlkampf zu passen, kann Poroschenko sich doch als „starker Mann“ verkaufen, wenn er sich in Kampfuniform vor seinen Soldaten der Weltöffentlichkeit zeigt. Und sagt mal schnell, was Deutschland nun als Reaktion zu tun hat. Das Ganze gipfelt wohl in seiner Aussage: „Die Zukunft der freien Welt wird in diesen Tagen in der Ukraine entschieden.“
Es ist wohl an der Zeit, dass die deutsche Regierung auch von Kiew die Einhaltung der Minsker Vereinbarung einfordert.

Die Feindseligkeiten und der Druck von ukrainischer Seite gegenüber den hauptsächlich in den Unterkarpaten lebenden Staatsbürgern ungarischer Nationalität nehmen mehr und mehr zu. Am 4. Oktober hat der ukrainische Außenminister den ungarischen Konsul in Beregszász zur unerwünschten Person erklärt und dieser musste das Land verlassen. Ihm wurde vorgeworfen, an die dort lebenden Ukrainer ungarischer Nationalität ungarische Pässe ausgegeben zu haben. Die Ukraine lässt aber doppelte Staatsangehörigkeiten nicht zu. Aber wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel. Gerade in Regierungs- und Wirtschaftskreisen ist es nicht unüblich, neben der ukrainischen noch eine oder mehrere Staatsbürgerschaften „rund um den Erdball“ zu haben. Und es gibt auch keine Probleme damit, dass Menschen im Raum Lemberg oder Tschernowitz neben der ukrainischen noch die polnische oder rumänische Staatsangehörigkeit besitzen.

Ein früherer Minister in der ukrainischen Regierung fordert gar im Internet die Deportation der Ungarn aus den Unterkarpaten, denn sie „seien dort fremd und hätten dort nichts zu suchen“. Er weiß offenbar nicht, dass das seit über 1000 Jahren ihre Heimat ist.

Einen Gedanken aus dem Jahresbericht 2014 möchte ich hier noch einmal anführen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Gerade im Blick auf die Situation in der Ukraine, die nun schon über vier Jahre von Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen erschüttert wird, muss ich oft an diesen Vers aus der Bibel denken. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden …“ – Vielleicht erleben wir deswegen so wenig Frieden – nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich, sondern auch gerade zwischen den Völkern – weil wir den anderen, den ersten Teil des Verses zu oft außer Acht lassen.

Doch wie sieht der Alltag der Menschen in den Unterkarpaten aus? Nach wie vor verlassen ständig ganze Familien ihre Heimat, weil sie dort keine Perspektive mehr sehen. Hat man sie gestern noch gesehen, heißt es heute, sie sind weggezogen. Neben dem politischen Druck ist es vor allem auch die wirtschaftliche Lage, die dazu führt. Beispielsweise wurden ab 1. November die (ohnehin nicht geringen) Gaspreise um 23,5 % erhöht. Bei umgerechnet 50 Euro Rente im Monat heißt das, dass vor allem die Rentner den bevorstehenden Winter in kalten Wohnungen verbringen müssen. Schon in der Vergangenheit konnten die meisten von ihnen nur einen Raum notdürftig beheizen. Begründet wird die Preiserhöhung damit, dass die Ukraine in den nächsten Jahren Auslandsschulden von mehr als 50 Milliarden US-Dollar begleichen müsse. Auch sei es Voraussetzung für weitere Kredite des Internationalen Währungsfonds. Aber weshalb müssen die „kleinen Leute“ dafür bezahlen und nicht die Nutznießer der Milliarden?

Und wenn unsere Hilfe auch oft nur der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“ ist, so kann die Unterstützung für den Empfänger groß und wertvoll sein. Nachstehend sollen Sie daran etwas teilhaben.

Hilfstransporte

Sechs Hilfstransporte konnten wir in diesem Jahr auf die Reise schicken. Mit dabei waren u. A. wieder Feuerwehrbekleidung und –ausrüstung, Erwachsenen-Windeln, Fahrräder, Krankenhausbetten und ein Kinder-Trampolin.

Weihnachtspäckchenaktion

Nach einigen Jahren, in denen immer wieder neue Orte dazu kamen oder auch Pfarrer gewechselt haben, war es sinnvoll, die Verantwortlichen aus den Gemeinden der Reformierten Kirche wieder einmal über verschiedene Aspekte unserer Weihnachtsaktion zu schulen. Über 30 Pfarrer und Katecheten kamen dazu im November in das Reha-Zentrum in Vári.

Schon zum jetzigen Zeitpunkt zeichnet sich wieder eine großartige Spendensumme ab. Durch die anhaltend hohe Unterstützung unserer Aktion „Weihnachtsfreude“ werden wir in diesem Jahr acht weitere Orte in den Unterkarpaten in den Empfängerkreis der Päckchen einbeziehen. Auch wenn genaue Zahlen verständlicherweise noch nicht vorliegen, so gehen wir dennoch davon aus, dass sich in diesem Jahr mehr als 6500 Kinder riesig über ihr ganz persönliches Weihnachtsgeschenk freuen werden. Wir staunen voller Dankbarkeit über die stetig wachsende Zahl von großen und kleinen „Helfern“. Ja, es bewahrheitet sich: Gutes tun ist leichter, wenn viele helfen und gemeinsam aktiv werden. Sie bringen Unglaubliches zustande und bescheren damit Augenblicke voller Freude, in denen die Sorgen des Alltags vergessen werden, die auch vor den Kinderherzen nicht Halt machen.

Schulung zur Weihnachtsaktion

Wir danken allen sehr herzlich, die für die Weihnachtsaktion spenden und beten.

Persönliches

Bei den Kirchenwahlen im Herbst wurde Bischof Sándor Zán erneut für eine vierjährige Amtszeit als Bischof seiner Kirche gewählt. Erst ein Synodenbeschluss machte den Weg für eine vierte Wahlperiode frei, denn normalerweise sind nur drei Amtszeiten vorgesehen. Wir wünschen ihm für seine verantwortungsvolle Arbeit in diesen schwierigen Zeiten Gottes Segen, Gesundheit und vor allem auch Weisheit.

Projekte und Unterstützungen

Beim dem Haus, das einmal als „Notunterkunft“ für eine arme Familie dienen soll, sind nun langsam erste konkrete Schritte möglich geworden. Das Haus und das Grundstück davor sind gekauft. Auch ein Lagerraum für die Hauskrankenpflege soll dort entstehen. Erste Sicherungsmaßnahmen und eine „Entmüllung“ wurden durchgeführt. Je nach Finanzlage sind als Nächstes die Einzäunung des Geländes und eine Dachreparatur geplant.

Spenden für dieses Projekt bitte mit dem Kennwort: Haus

Der genannte „Christliche Diakonische Hauspflegedienst“ arbeitet übergemeindlich inzwischen in sechs Orten und hat 18 Beschäftigte. Die Arbeit entwickelt sich gut.

Die Feuerwehr in Dercen wird voraussichtlich noch in diesem Jahr ein gebrauchtes Feuerwehrauto aus der Schweiz erhalten. Das soll den Csepel ersetzen, der wiederum nach Vári gehen soll. Die dortige Garage hat zwar bereits ein neues Dach, muss aber ansonsten noch soweit fertig gestellt werden, dass eine winterfeste Unterbringung des Csepel möglich ist. Auch hier sind wir nach Hilfe angefragt.

Überweisungen bitte mit dem Kennwort: Feuerwehrgarage

Feuerwehrgarage

Neues gibt es auch aus dem Rehabilitationszentrum „Vergissmeinnicht“  (Nefelejcs) in Vári zu berichten. Der zweite große Behandlungsraum im Obergeschoß des Hauptgebäudes ist fast fertig gestellt. Die Gespräche zur Finanzierung des Fahrstuhls laufen noch.

Die Apfelbäume haben den auch in den Unterkarpaten sehr trockenen Sommer recht gut überstanden und es konnten sogar schon einzelne Äpfel geerntet werden. Neu ist auch eine Presse, um später Apfelsaft herstellen zu können.

Spenden für das Rehabilitationszentrum „Vergissmeinnicht“ bitte mit dem Kennwort: Behinderte

József hatte in diesem Jahr Konfirmation und – wie es sich gehört – haben wir mit einem Geschenk gratuliert. Auch die Schule hat er in diesem Jahr abgeschlossen und besucht seit September eine „Abendschule“ in Beregszász, die nach drei Jahren mit dem Abitur abschließt.

Manches könnte noch angeführt werden. Da sind immer wieder Medikamente, so beispielsweise für ein junges Mädchen, das unter Epilepsie leidet. Das betreffende Medikament ist in der Ukraine nicht mehr erhältlich. Sie lebt mit ihrer Mutter zusammen, der Vater ist bereits gestorben. In den Ort, in dem sie jetzt wohnen, sind sie nach dem verheerenden Hochwasser vor ca. 17 Jahren gezogen, weil ihr „altes Zuhause“ komplett zerstört wurde.

Auch die Durchführung von Sommercamps für Jugendliche konnten wir in diesem Jahr wieder unterstützen.

Konfirmationsgeschenk für József
Jugendliche beim Sommercamp

Helfen konnten wir auch in einem anderen Fall. Ein 38jähriger Familienvater leidet an einer seltenen Krankheit, sein Rückenmark bildet keine Blutzellen mehr. Alle 5 bis 6 Wochen muss er nach Budapest zu einer Bluttransfusion. Aufgrund der Erkrankung ist er nicht mehr arbeitsfähig. 

 
Herzlichen Dank, dass Sie das alles durch Ihre Hilfe und Unterstützung möglich machen.
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Wir danken Ihnen herzlich für alle Ihre Unterstützung, für Ihr Interesse, Ihre Mitarbeit und Engagement, für Ihre Gebete und Ihre Spenden in diesem Jahr 2018.

Ohne Sie wäre alle Hilfe für die Menschen in den Unterkarpaten nicht möglich geworden. Und jede kleine oder große Unterstützung ist ein Zeichen wider das Vergessen.

Auch 2019 können wir mit Ihrer Hilfe dazu beitragen, Menschen in den Unterkarpaten ihre Sorgen abzunehmen und Probleme zu erleichtern. Und wir geben Ihnen damit oft auch ein ganzes Stück neue Hoffnung. Dankbare Menschen und frohe, glückliche Gesichter – das lohnt sich!

Bekanntlich tragen viele Schultern manche Last leichter. Deshalb bitten wir Sie auch im neuen Jahr um Ihre Hilfe und Unterstützung. Behalten Sie die notleidenden Menschen in den Unterkarpaten in Ihrem Herzen. Und bitte machen Sie die Arbeit und Projekte des Hilfsvereins Unterkarpaten auch unter Ihren Verwandten, in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis, bei IhrenArbeitskollegen und Mitschülern sowie in Gemeindekreisen und Vereinen bekannt. Wir freuen uns auf Ihre Ideen und Aktivitäten.

Wir waren 2018 zu einigen Vorträgen unterwegs. Gern kommen wir auch zu Ihnen und berichten über die Unterkarpaten und seine Menschen, das Leben der Christen dort und unsere Arbeit sowie über die aktuelle Lage. Anfragen richten Sie bitte an den Geschäftsführer.

Hinweisen möchte ich auch auf die Möglichkeit für junge Leute, als Freiwillige ein „Diakonisches Jahr im Ausland“ in der Reformierten Kirche der Unterkarpaten zu leisten. Es werden immer wieder Freiwillige gesucht, da die Ukraine nicht unbedingt zu den bevorzugten Zielländern der jungen Leute gehört. Interessenten wenden sich zur Weitervermittlung ebenfalls an den Geschäftsführer.

Ganz herzlich grüßen wir Sie von Herrn Bischof Sándor Zán und Herrn Pfarrer Péter Szeghljánik.
Wir alle zusammen wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes Christfest und Gottes Segen für das neue Jahr!