Jahresbericht 2008

Mir kommt es so vor, als habe ich Sie erst über die Aktivitäten des Vereins im 1. Halbjahr informiert, da zeigt mir der Kalender unaufhörlich an, dass ich mich dringend mit dem Jahresbericht zu beschäftigen habe. Die Zeit eilt wie im Fluge – aber diesen Eindruck haben wohl alle.

Es ist traurig und mitunter frustrierend zugleich, Ihnen über die Situation in der Ukraine im Allgemeinen und in den Unterkarpaten im Besonderen wenig Positives berichten zu können. Die politische Situation im Lande ist chaotisch. In Kürze gibt es zum dritten Male innerhalb von drei Jahren vorgezogene Parlamentswahlen, weil die gebildeten Koalitionen nicht langfristig stabil und tragfähig sind. Man hat den Eindruck, das Leben der Millionen Menschen im Lande interessiert die Politiker kaum; Macht und viel Geld scheinen im Vordergrund zu stehen. Das lähmt natürlich die Entwicklung in vielen Bereichen des Lebens und ist im Alltag oft spürbar. Während einerseits beispielsweise neue Bestimmungen im Straßenverkehr (Kindersitz-Pflicht; Handy-Verbot während der Fahrt usw.) sowie die angedrohten Strafen nach offizieller Lesart an die Regelungen in der EU angelehnt werden, kennt man in Kiew die Grundlagen der Minderheitenpolitik in der EU wohl wenig, wenn man den diesbezüglichen Kurs der ukrainischen Regierung gegen die Minderheiten im Lande verfolgt. Ich schrieb Ihnen bereits im Halbjahresbericht davon.

Eine teilweise enorme Aufwärtsentwicklung gibt es dagegen bei den Preisen, vor allem im Baubereich und bei Baumaterial. Auch bei Erdgas ist eine Verdoppelung der Preise angekündigt.
Wie aus den Medien zu erfahren war, macht die weltweite Finanzkrise auch vor der Ukraine keinen Halt; allein in der Kreisstadt Beregszász mussten 8 Banken schließen.
Kein Wunder, wenn sich unter den Menschen Perspektivlosigkeit und Resignation breit macht.

Gerne möchte ich Ihnen nun jedoch ein wenig davon berichten, wie wir als Hilfsverein in diesem oft traurigen Alltag kleine Hoffnungszeichen setzen, mitunter ganz unerwartete Hilfe bringen und damit ein Leuchten in die von Alltagssorgen gezeichneten Gesichter zaubern.

Hilfstransporte

In diesem Jahr konnten wir sieben Hilfssendungen in die Unterkarpaten schicken. Nun war es noch nie wirklich leicht, diese nötig gebrauchten und oft sehnlichst erwarteten Dinge über die Grenze zu bringen, aber die gegenwärtige politische Situation macht es nahezu unmöglich. Wir haben das im November selbst erlebt und hoffen, dass sich die Situation diesbezüglich hoffentlich bald wieder entspannt.

Weihnachtspäckchenaktion

Clown LuLu Lustig
Motorrad ganz aus Luftballons

Auch in diesem Jahr wird unsere Weihnachtspäckchenaktion aus heutiger Sicht wieder ein voller Erfolg werden. Leider müssen wir bereits seit ein paar Jahren feststellen, dass die Spenden immer später bei uns eingehen. Beispielsweise hatten wir Anfang Dezember erst rund zwei Drittel der Spendensumme des Vorjahres erreicht. Das schränkt freilich die Planungs- und damit auch die Handlungsmöglichkeiten deutlich ein. Schließlich müssen die Gelder noch in die Ukraine gebracht werden und unsere Partner auch noch genügend Zeit zum Einkaufen haben. Es wäre wirklich schön und sehr hilfreich, wenn die Spender uns ihre Gaben möglichst frühzeitig zur Verfügung stellen würden.
Trotzdem freuen wir uns und sind sehr dankbar, dass auch in diesem Jahr über 3500 Jungen und Mädchen ein wunderbares Weihnachtsgeschenk erhalten werden. Wie schön wäre es, wenn Sie alle die strahlenden Gesichter erleben könnten.
Besonders erwähnenswert ist ein Informationstag für unsere Aktion „Weihnachtsfreude“ in der Stadtgalerie Plauen, einem großen Einkaufscenter direkt im Zentrum der Stadt. Attraktion für die Kinder war am Nachmittag der Auftritt des Clowns LuLu Lustig, bei dem es auch ein Motorrad ganz aus Luftballons zu gewinnen gab. Die regionale Presse, das Vogtland-Regional-Fernsehen und die hauseigene Center-Zeitung berichteten herausgehoben darüber.
Auch im christlichen Wochenmagazin „idea-spektrum“ informierte ein Artikel über unsere Weihnachtsaktion.
Zweifellos ein „Bonbon“ ist in diesem Jahr die Verlosung interessanter Preise, die uns überwiegend von den prominenten Unterstützern unseres Vereins Gunther Emmerlich, Björn Kircheisen, Prof. Dr. Claus Hipp und Alexandra Prinzessin zur Lippe zur Verfügung gestellt wurden. Die Gewinner stehen fest und werden bis Weihnachten ihre Überraschung in Händen halten.

Projekte und Unterstützungen

Vieles könnte man hier berichten, kleine und große Hilfen, die oft ganz unspektakulär den betroffenen Menschen zugute kommen. So finanzierte der Verein ein neues Kopiergerät für die Poliklinik im Dorf Vári, unterstützte Baumaßnahmen in verschiedenen Pfarr- und Gemeindehäusern und die Ausbildung eines jungen Mädchens. Und auch eine kleine Gabe kann oft eine große Hilfe sein, wenn ich nur an ein paar Erwachsenen-Windeln für einen behinderten oder bettlägerigen Menschen denke.
Das alles ist nur möglich, weil Sie dazu beitragen und uns die nötigen Mittel immer wieder zum Weitergeben anvertrauen.

Stellvertretend für die unterschiedlichsten Aktivitäten seien die diesjährigen Schulabgänger der Mittelschule in Schönheide (Westerzgebirge) genannt, die aus diesem Anlass für die Arbeit des Hilfsvereins Unterkarpaten spendeten.

Oder eine Geschäftsfrau aus Lengenfeld, die zu ihrem 60. Geburtstag statt Geschenke Geldspenden für die Behandlung des kleinen József erbat.

Bei unserem letzten Besuch seiner Familie Mitte November machte uns József eine große Überraschung. Seit seiner letzten Behandlung im Sommer kann er erstmals einige wenige Schritte allein gehen, etwas wacklig zwar, aber ohne fremde Hilfestellung. Darüber haben wir uns sehr gefreut, macht es doch deutlich, wie wichtig und gut diese Behandlung ist und das alles Geld dafür außerordentlich gut „angelegt“ ist. Es ist doch wunderbar, wenn wir damit einem behinderten Kind eine Zukunft auf „eigenen Beinen“ ermöglichen können und das Bettlerdasein ersparen. Meinen Sie nicht auch? Seine Eltern und die ganze Familie sind darüber sehr glücklich. 

József bei einer Behandlung im Sanatorium Truskavec

Im Sommer erhielt er von Pfarrer Sándor Zán ein dreirädriges Fahrrad, dass er seitdem besonders gern hat. Oft fährt er damit, auch gemeinsam mit anderen Jungs aus dem Ort, die lange Strecke von einem Ende des Dorfes zum anderen hin und her, und ist inzwischen ein richtiger kleiner Rennfahrer geworden. Bessere Körperhaltung und Beweglichkeit von Armen, Beinen und Händen, mehr Sicherheit und weniger Angst vor Bewegung – das sind sichtbare Erfolge der Behandlung in dieser Spezialklinik in Truskavec. Im nächsten Herbst soll József dann die örtliche Schule besuchen, doch bis dahin sind noch einige Voraussetzungen zu erfüllen. In diesen Tagen steht der nächste Aufenthalt in der Klinik an, dessen Finanzierung über unseren Verein gesichert ist, ebenso auch für die folgende Behandlung im Frühjahr. Danach sind jedoch alle projektbezogenen Spenden aufgebraucht. Vielleicht haben Sie ein Herz für József, spenden selbst einen Betrag oder haben eine Idee für eine entsprechende Spendenaktion. Dann sprechen Sie uns an, wir stellen Ihnen gern Informationen und Fotos dafür zur Verfügung. Bei Überweisungen auf unser Spendenkonto verwenden Sie bitte das Kennwort: Josef 

Herzlichen Dank für all Ihre Unterstützung, für Ihr Interesse, Ihre Mitarbeit und Engagement, für Ihre Gebete und Ihre Spenden in diesem zu Ende gehenden Jahr 2008.

Wir dürfen dadurch ein großes Maß an Dankbarkeit und Liebe weitergeben und den Menschen in den Unterkarpaten immer wieder kleine und große Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit schenken.

Herzlichen Dank, dass Sie uns so treu verbunden sind. Wir staunen darüber, dass Gott immer wieder Menschenherzen bewegt und zum Helfen bereit macht.

Besonders dankbar sind wir für alle erlebte Bewahrung auf den Reisen und Hilfe in unerwarteten Notsituationen.

Auch im neuen Jahr 2009 brauchen wir Sie und Ihre Hilfe und bitten sehr herzlich um Ihre Unterstützung. Es wäre schön, wenn die notleidenden Menschen in den Unterkarpaten Ihnen weiterhin Herzenssache sind.